Zurückhaltung ist die Sache von Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener nun wirklich nicht. Das sieht man seinen überaus erfolgreichen Fahrzeugen an und das spürt man mehr denn je bei seinen Events. Die exklusive Studie eines offenen Maybach einfach nur auf eine lieblose Messe stellen und die Luxusyacht auf Rädern im grellen Scheinwerferlicht den Massen zu präsentieren? Für den gebürtigen Essener und Wahl-Kalifornier schier undenkbar. Und wer dem opulenten Vision Mercedes-Maybach 6 Cabriolet auf die nicht enden wollende Motorhaube oder das scharfe Hinterteil schaut, der sieht, dass so ein automobiler Sonnenkönig allein rund die einzigartigen Events von Pebble Beach vorgestellt werden kann. Die Luxusenklave an der Pazifikküste feiert sich mit ihren Veranstaltungen der Monterey Autoweek seit den 50er Jahren gekonnt als Versailles des Westens.

Neben der 5,70 Meter langen Cabriolet-Studie als Fortführung des letztjährigen Maybach Coupés wirken selbst Luxuskarossen von Bugatti, Bentley oder Rolls-Royce als blasse Nummern und so mancher Millionen-Klassiker parkt ein paar Meter weiter lieber unter schattenspendenden Pinien der Umgebung. Glamourös, lasziv, abgehoben oder einfach nur dieser Welt entrückt – wer dem Maybach 6 Cabriolet auf sein blau schimmerndes Königsgewand schaut, dem fehlen automobile Vergleiche der Neuzeit. Man mag an die Prunkkarossen der 30er Jahre denken, an mächtige Yachten oder an exklusive Architekturexzesse – doch ein Auto wie dieses bekommt man selbst als Zukunftsstudie nicht alle Jahre zu sehen. „Das Vision Mercedes-Maybach 6 Cabriolet steigert modernen Luxus zu ultimativem Luxus und ist die perfekte Umsetzung unserer Designstrategie. Atemberaubende Proportionen kombiniert mit einem luxuriösen Haute Couture-Interieur schaffen ein ultimatives Erlebnis“, sagt Daimlers Designkopf Gorden Wagener.

Dass diese Yacht auf Rädern als Elektro-Gedankenspiel konzipiert ist, mag da noch mehr überraschen, da 12 oder gar 16 Zylinder ihm als naturgegeben erscheinen. Die Leistung des Antriebs beträgt 550 kW / 750 PS, wobei der flache Akku im Unterboden eine Maximalreichweite von über 500 Kilometern ermöglicht. Die Höchstgeschwindigkeit soll 250 km/h betragen und aus dem Stand beschleunigt der offene Koloss in vier Sekunden auf Tempo 100. Die imaginäre Leistung wird dabei über mächtige 24-Zöller auf den Boden gebannt. Per Gleichstromschnellladung mit bis zu 350 kW soll der Zweisitzer in gerade einmal fünf Minuten für die nächsten 100 Kilometer erstarken.

Und als ob die nautikblaue Lackierung gepaart mit imposanten Chromelementen nicht schon für genügend Aufsehen und Erinnerungen an die verspielte Art-Deco-Zeit erinnern würde, gibt es im Innenraum kristallweißes Nappaleder, modernste Bedienelemente und ein Stoffverdeck mit eingewebten Roségoldfäden. Da wäre nicht nur Sonnenkönig Ludwig XIV ins Schwärmen gekommen. Doch nach den Gedankenspielen von 2016 und 2017 ist es für Mercedes nun Zeit, einen Maybach-Traum nun endlich einmal Realität werden zu lassen. Derzeit sind die Maybach-Modelle nicht mehr als edle Ausstattungsvarianten der Mercedes S-Klasse. Das würde auch Ludwig XIV nicht gefallen.  

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