Die Nachfrage nach Kleintransportern für die Innenstädte wird dank Amazon, UPS und Co. immer größer. Dabei legen immer mehr Unternehmen bei der Auswahl des Fahrzeugs Wert auf einen Elektroantrieb, um in den Innenstädten zumindest lokal emissionsfrei unterwegs zu sein. Geräuschlos in der City und in Fußgängerzonen unterwegs zu sein senkt die Betriebskosten und sorgt für ein sauberes Image. Die nennenswerten Nachteile auf längeren Strecken und bei schnellen Fahrten auf der Autobahn bleiben außen vor.

Bereits seit längerem warten viele Gewerbekunden auf die Elektroversionen von VW Caddy und VW T6 Transporter. Das ungleiche Pärchen hat Volkswagen Nutzfahrzeuge nicht in Eigenleistung entwickelt, sondern bedient sich hierbei des Autoveredlers Abt und des Wohnwagenbauers Alko. Bei Abt in Kempten wurde der VW eCaddy in den vergangenen Jahren entwickelt. Die Basis ist ein Caddy mit einem 2.0-TDI-Aggregat, der aus dem Werk in Hannover nach Günzburg zu Wohnmobilbauer Alko angeliefert wird. Hier wird der Verbrenner und verschiedenen Komponenten aus dem bekannten Diesel-Caddy entfernt und das von Abt entwickelte Antriebsmodul eingesetzt. Der Wechsel von Diesel auf Elektro dauert mit allem Drum und Dran rund 28 Stunden. Im Zwei-Schicht-Betrieb können so bis zu 45 Fahrzeuge pro Tag aus der Produktionslinie laufen.

Statt des kräftigen Selbstzünders arbeitet nach der Herztransplantation an bekannter Stelle im Vorderwagen des VW Caddy ein Elektromotor mit 83 kW / 112 PS. Anders als bei anderen Elektroautos bleibt der Rest der Technik weitgehend, wie er ist. Das gilt beispielsweise für das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe, das im eCaddy auch weiterhin seine Arbeit verrichtet. "Doch in Verbindung mit dem Elektromotor werden nur noch die Gänge eins bis vier genutzt", erklärt Jens Häberle vom Abt-Produktmanagement, "das Akkupaket mit einer Kapazität von 37,3 kWh sorgt für eine elektrische Reichweite von 159 Kilometern." An einer Hochleistungsladesäule mit 50 kW soll der eCaddy 45 Minuten benötigen, um wieder auf 80 Prozent seiner Reichweite zu erstarken. Deutlich realistischer erscheint für viele Kunden jedoch die Zeit von fünf Stunden, wenn mit 7,2 kW an der Wallbox nachgeladen wird.

154 Kilogramm Mehrgewicht

Diese Maximalreichweite gibt es allerdings nur, wenn man den VW eCaddy noch mehr einbremst als ohnehin schon. Liegt die maximale Geschwindigkeit an sich bei noch praktikablen 120 km/h, reduziert sich diese für die maximale Reichweite auf gerade einmal 90 km/h. Problematisch: variabel festlegen kann das der Nutzer auf dem Fahrersitz nicht, sondern muss für die Einstellung ob 90 oder 120 km/h Spitze jedes Mal in ein VW-Autohaus. Am Steuer fährt sich der VW Abt eCaddy dabei nicht wie ein ganz normaler Caddy. Auch wenn im Innenraum allein der fehlende Drehzahlmesser auffällt, der von einer Leistungsanzeige in der Instrumenteneinheit abgelöst worden ist. Drückt man kräftig aufs Gas, lässt sich hier ablesen, wieviel Leistung man aktuell abruft oder beim Bremsen wieder in das Akkupaket zurückpresst.

Mit den 83 kW / 112 PS und einem maximalen Drehmoment von 200 Nm vom Start ist man unten herum flott unterwegs; jedoch wird es bei flotter Fahrt schnell träge. Zudem kann das Doppelkupplungsgetriebe eine Anfahrruckeln kaum übertünchen, das bei dem ein oder anderen Wettbewerber fehlt, weil es dort gar kein solches Getriebe gibt. Den 320 Kilogramm Zusatzgewicht durch die Akkus im Unterboden steht ein Mindergewicht für den Wegfall von Dieselmotor, Tank und Leitungen gegenüber. Unter dem Strich bleibt für den VW Abt eCaddy ein Mehrgewicht von 154 Kilogramm und die sind während der Fahrt durchaus spürbar - und reduzieren die Ladefähigkeit um eben diesen Wert. Entsprechend angepasst wurde das Fahrwerk bereits bei der Fertigung in Norddeutschland. Wer in der Innenstadt mit einem eCaddy-Kastenwagen unterwegs ist, sollte jedoch nur selten ein Problem mit der Zuladung haben. Hier geht es um Pakete kleinerer und mittlerer Größe, die an Geschäfte, Privatpersonen und Handwerksbetriebe ausgeliefert werden. Dafür sind die 4,2 Kubikmeter Ladevolumen genau richtig. So sollte die geringere Zuladung kaum ein Hinderungsgrund für die Bestellung des Fahrzeugs sein. Angenehm ist im Vergleich zu dem ein oder anderen Konkurrenten die Großserientechnik. Für Service und Wartung geht es ganz normal ins Volkswagen-Autohaus. Kaufen kann man den VW eCaddy übrigens nicht - zumindest in Deutschland. Hier lässt sich der elektrisierte Lademeister nur leasen - ab 293 Euro (netto) im Monat.

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