Divide et impera (teile und herrsche) - diesen Grundsatz beherzigte schon Gaius Julius Caesar. Was dem großen römischen Feldherrn und Politiker recht war, ist VW nur billig. Also splittet die Nutzfahrzeugdivision des niedersächsischen Autobauers die T-Baureihe auf, um möglichst viele Kunden zu gewinnen: Neben dem Stromer ID.Buzz, der im nächsten Jahr erscheint, und dem Transporter als Vorgänger-Version T6.1, gibt der Multivan den klassischen VW-Bus. Trotz aller Marketingkniffe und Wortakrobatik muss dieses Modell in die großen Fußstapfen des berühmten VW Bullis treten. Mit ihm steht und fällt der Erfolg der Baureihe, da kann der ID.Buzz noch so lange den hippen Stromer geben.

Ganz ohne elektrische Unterstützung geht es im Jahr 2021 auch beim Bulli nicht. Also bekommt der neue Multivan eine Plug-in-Hybrid-Variante, die den VW Bus eHybrid mit einer Systemleistung von 160 kW / 218 PS und einem Drehmoment von 350 Newtonmetern befeuert. Diese Kombination aus 1,4-Liter-Turbobenziner mit 110 kW / 150 PS und dem Elektromotor (86 kW / 115 PS) stammt aus dem Konzernregal, genauso wie die 13-Kilowattstundenbatterie, die die Energie bereitstellt und eine rein elektrische Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h erlaubt. Allerdings wird die Reichweite nicht die 50-Kilometer-Marke knacken, zumal der neue Multivan trotz eines guten Cw-Wertes von 0,3 kein Leichtgewicht ist. Wer auf konventionelle Antriebe setzt, wird bei den beiden Benzinern mit 100 kW / 136 PS sowie 150 kW / 204 PS und im nächsten Jahr beim TDI-Selbstzünder mit 110 kW /150 PS fündig.

Beim VW-Bus geht es immer um Raum und Transportmöglichkeiten. Die siebte Bulli-Generation hat in der Länge um fast sieben Zentimeter (69 Millimeter) auf 4.973 Meter und in der Breite auf 1.941 Meter (plus 3,7 Zentimeter) gewonnen. Da der T7 mit 1,903 Metern um 4,7 Zentimeter niedriger ist, steht er jetzt stämmiger da. Die entscheidende Größe bei dieser Aufzählung ist der Radstand: Der hat nämlich deutlich zugelegt und beträgt jetzt 3,124 Meter: Das sind 12,4 Zentimeter mehr als bisher, die im Innenraum ankommen und dort für mehr Platz sorgen. Als Alternative steht die Langversion parat, die es auf immerhin 5,173 Meter bringt und damit um 13,1 Zentimeter kompakter ist als bisher, und das bei identischem Radstand. So wächst der Kofferraum von 469 Liter auf bis zu 4.053 Liter und bei Bedarf kann der Bulli bis zu zwei Tonnen ziehen.

Luftige Leichtigkeit

Ohne Denglish geht es offenbar bei keinem Fahrzeug mehr. Also sprechen die VW-Marketingexperten von einem Multi Utility Vehicle (MUV), also einem vielseitig einsetzbaren Gefährt. Damit diesen Worten auch Substanz verliehen wird, ist das Tisch- und Sitzsystem neu entwickelt. Die Gäste sollen sich ja wie in einer Lounge fühlen. Konsequenterweise haben die Interieurspezialisten die dritte Sitzreihe als Rückbank aus dem Innenraum verbannt, bei dem es nur noch maximal fünf Einzelplätze samt klappbaren Tischen im Fond gibt. Dass sich die Stühle der zweiten Reihe wie bisher um 180 Grad drehen lassen, versteht sich von selbst. Das Gestühl ist bis 29 Kilogramm leichter als bisher und kann auf einem Schienensystem in der Fahrgastzelle einfach hin und her geschoben werden. Durch das reduzierte Gewicht fällt auch der Ausbau leichter. So sind interessante Konfigurationen denkbar - etwa, dass man nur eine Reihe ausbaut, um sperrige Gegenstände zu transportieren. Im Winter hilft die Tatsache, dass Stromleitungen durch die Schienen führen und so eine Sitzheizung ermöglichen bei den äußeren Plätzen. Der mittlere Stuhl der dritten Reihe bleibt zwar kalt, kann aber bei Bedarf ganz nach vorne geschoben werden und dient als zusätzliche Mittelkonsole in der ersten Sitzreihe. Das optionale Panoramaglasdach sorgt für wohlige, weil natürliche Lichtverhältnisse. Der Einstieg in die Schöner-Wohnen Oase erfolgt natürlich durch zwei Schiebetüren und wenn man die Hände voll hat, lässt sich die Heckklappe mit einem beherzten Fußkick öffnen.

Diese luftige Leichtigkeit kommt auch im Cockpit an, das jetzt ohne klassischen Mitteltunnel auskommt, da der drahtlos funktionierende (Shift by wire) Automatikhebel des Doppelkupplungsgetriebes und der Hebel für die elektronische Parkbremse nach oben in das Armaturenbrett gewandert ist. Bei allem Komfort für die Gäste muss ja einer den Bulli auch fahren und der fühlt sich hinter dem Steuer dank MQB-Technik fast wie in einem VW Golf, da auch beim VW Multivan die Digitalisierung Einzug hält: Die Rundinstrumente werden virtuell auf einem 10,25-Zoll-Monitor dargestellt und als zentrale Bedieneinheit des Infotainments dient ein zehn Zoll großer Touchscreen, auf dem jetzt auch die 360-Grad-Rundumsicht des neuen Kamerasystems wiedergegeben wird. Das erleichtert das Rangieren deutlich. Das Head-up-Display lässt den Blick auf der Straße ruhen und mehr als 20 Assistenzsysteme helfen dem Steuermann, seinen Multivan sicher zu navigieren: Dazu zählen ein adaptiver Tempomat inklusive Stopp&Go-Funktion, der zusammen mit dem Spurhalteassistenen autonomes Fahren des Level 2 bis zu 210 km/h ermöglicht. Weitere Systeme wie der Spurwechselassistent inklusive Ausstiegswarner, der Seitenwindassistent, der Trailer-Assistent (unterstützt das Rangieren mit Anhänger) oder der Ausparkassistent inklusive Abbiegeassistent machen das Verkehrsleben einfacher. Der neue Multivan kommt in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt und wird vermutlich etwas teurer werden als das aktuelle Modell, das mindestens 41.531 Euro kostet.

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