VW hat in Europa mit dem Rückrufder EA189-Dieselmotoren begonnen.

VW hat in Europa mit dem Rückrufder EA189-Dieselmotoren begonnen. (Bild: Volkswagen)

Damit bemüht sich Volkswagen nun auch, die Dimension einer möglichen Haftung des Konzerns bewerten zu können. Die Helfer sollen die Arbeit der US-Kanzlei Jones Day ergänzen. Diese hatte der Aufsichtsrat im Herbst engagiert. Jones Day soll vor allem den eigentlichen Sachverhalt rund um die illegale Manipulation von weltweit elf Millionen Dieselautos aufklären. Es geht darum, wer wann was wusste und welche Ebenen des Konzerns dabei eingebunden waren.

Die zusätzliche Kanzlei soll nun eine andere Perspektive aufarbeiten: Der Schwerpunkt liegt laut den Informationen nicht auf möglichen Pflichtverletzungen Einzelner, sondern auf der gesellschaftsrechtlichen Bewertung der Sachverhalte. Kernfrage ist, was dem Konzern gesellschaftsrechtlich drohen könnte und ob er womöglich in die Haftung gerät.

Der hinzugezogene Anwalt hat durch eine Station in den Vereinigten Staaten einschlägige Erfahrungen mit dem Rechtssystem der USA, wo VW mit milliardenschweren Strafen rechnen muss. Er gilt als Experte für Haftungsfragen und für die Abwehr von Haftungsansprüchen. Der Jurist hat eigenen Angaben zufolge diverse Dax-notierte Unternehmen beraten.

Ein Sprecher von VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bestätigte, der Diesel-Ausschuss unter Führung von Großaktionär Wolfgang Porsche habe dem Präsidium die Mandatierung weiterer Experten empfohlen, "um die ermittelten Sachverhalte gesellschaftsrechtlich zu bewerten".

Das Präsidium habe zugestimmt. Der Sprecher sagte: "Alles kommt auf den Tisch, nichts wird unter den Teppich gekehrt. Die damit betrauten internen und externen Spezialisten ermitteln wie bekannt ohne Ansehen von Personen und ohne Tabus." Zu Details der Neuverpflichtung wollte er sich nicht äußern. Fest stehe, dass jeder Stein umgedreht werde.

Nach dpa-Informationen aus zwei voneinander unabhängigen Quellen gibt es bisher keine Hinweise auf aktive Mittäter- oder Mitwisserschaft von Vorstandsmitgliedern. Allerdings ist die Bewertung noch nicht abgeschlossen. In der zweiten April-Hälfte soll Jones Day einen Zwischenbericht zum Stand der Aufklärung veröffentlichen.

Der in der Krise Ende September 2015 zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn hatte erklärt, er sei sich "keines Fehlverhaltens bewusst". Er betonte damals: "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren."

Kläger in den USA werfen jedoch auch Winterkorn inzwischen vor, die Manipulationen vorangetrieben zu haben. In den Wagen schönt eine Software Abgaswerte am Prüfstand und drosselt den Stickoxid-Ausstoß.

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dpa