Airbag im Einsatz bei einem Honda Odyssey

Airbag im Einsatz bei einem Honda Odyssey. Nach dem nun drastisch erweiterten Rückruf werden nun die Gespräche zwischen Takata und den Automobilherstellern darüber beginnen, wie die Kosten des Rückrufs aufgeteilt werden. (Bild: Honda/Insurance Institute for Highway Safety)

Takata und die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hatten am Dienstag den Rückruf von insgesamt 34 Millionen Autos verkündet, in denen ein möglicherweise fehlerhafter Airbag von Takata eingebaut ist. Von der Rückrufaktion sind damit 14 Prozent der insgesamt 250 Millionen Autos auf den Straßen der USA betroffen. Es ist der größte Rückruf in der Geschichte der US-Automobilbranche. Das Unternehmen verdoppele damit die Anzahl der in die Werkstätten beorderten Fahrzeuge, hieß es von US-Behörden.

Grund für die Maßnahme ist die Gefahr, dass defekte Airbags des Unternehmens platzen könnten. Betroffen sind unter anderem Autos der Hersteller Honda, Toyota, BMW oder Fiat Chrysler. Mehr als 100 Vorfälle werden mit dem defekten Airbag in Verbindung gebracht, bei denen es zu sechs Todesfällen kam.

Für Takata dürfte der Massenrückruf teuer werden. Die Kosten für Rückrufe dürften insgesamt auf 4 bis 5 Milliarden US-Dollar steigen, schätzt Scott Upham, Chef von Valient Market Research, der früher für Takata arbeitete. Darin seien Belastungen aus der Produktion von Ersatzteilen sowie Gelder enthalten, die Takata an Automobilhersteller als Ausgleich zahlen werde. Um sich finanziell über Wasser zu halten, dürfte das Unternehmen die Belastungen über mehrere Jahre strecken.

Wie hoch die Kosten letztlich tatsächlich sein werden, ist derzeit ungewiss. Aktuell sei man nicht in der Lage, die zusätzlichen Belastungen zu beziffern, sagte Takata-Sprecher Hideyuki Matsumoto. “Die Summe hängt von den künftigen Gesprächen mit den Automobilherstellern ab.” Verlässliche Schätzungen seien aktuell nicht möglich, so Matsumoto.

Etwas undurchsichtig ist die Lage auch deswegen, da Takata in der Vergangenheit in dem Skandal eine unterschiedliche Haltung eingenommen hat. Nach dem das Problem mit den Airbags schon vor einigen Jahren bekannt wurde und die ersten Rückrufe im Jahr 2008 starteten, gestand Takata ein, dass ein Produktionsproblem für den Defekt verantwortlich sei. Somit war seinerzeit die Berechnungsgrundlage für alle Rückrufe bis etwa Mitte 2014 zwischen den Japanern und den Autoherstellern recht klar, auch wenn die Aufteilung der Kosten nie öffentlich bekannt wurde.

Airbag-Problem ist weiter unklar – wer übernimmt die Kosten?

Für die meisten Rückrufe seit einem Jahr hat Takata allerdings nicht die Verantwortung übernommen. Der eigentliche Grund für die Probleme sei unklar, weshalb die Autohersteller bisher den Großteil dieser Rückrufkosten selbst schultern mussten.

Mit der Ankündigung vom Dienstag werden nun die Gespräche zwischen Takata und den Automobilherstellern darüber beginnen, wie die Kosten des Rückrufs aufgeteilt werden. Wie tief der Airbag-Hersteller selbst in die Tasche greifen muss, ist aber nicht zuletzt auch deswegen relativ unklar, da der eigentliche Grund für die Probleme nach wie vor ungeklärt ist.

Letztlich sehen die Japaner in gewisser Hinsicht auch die Autohersteller selbst in der Verantwortung. Die Prüfvorschriften, die Takata von den Herstellern zum Test der Luftkissen erhalten habe, seien möglicherweise nicht ausreichend, um die langfristigen Probleme mit den Airbags auszumachen. Das lässt aus Sicht der Japaner den Schluss zu, dass auch die Automobilbauer eventuell selbst einen Teil der Verantwortung übernehmen müssen.

Takata rechnet nach Verlusten dieses Jahr mit Gewinn

Das japanische Unternehmen leidet bereits seit einiger Zeit massiv unter dem Airbag-Skandal. Die Takata Corp, die auch Sicherheitsgurte und Kindersitze herstellt, hat in zwei der vergangenen drei Jahre einen Verlust verbucht. In dieser Zeit summierten sich die Belastungen aus den Rückrufen auf mindestens 700 Millionen Dollar. Vor kurzem kündigte das Unternehmen an, im laufenden Geschäftsjahr wieder einen Gewinn zu erzielen.

Auch wenn Takata dieses Jahr tatsächlich in die Gewinnzone zurückkehren sollte, wird der Airbag-Skandal noch Jahre auf dem Unternehmen lasten. In den USA und Kanada wurden bereits Sammelklagen gegen das Unternehmen eingereicht. Die Untersuchungen über den Grund für die Airbag-Probleme dürften mindestens noch einige Monate in Anspruch nehmen. Und der Austausch der fehlerhaften Airbags wird sich wohl über Jahre hinziehen, da auch entsprechende Bauteile erst noch produziert werden müssen.

Wie schwierig die Lage für Takata werden könnte, erklärt Koji Endo, Analyst bei Advanced Research Japan. Per Ende März verfügte das Unternehmen noch über liquide Mittel von etwa 75,7 Milliarden Japanische Yen, was umgerechnet etwa 563 Millionen Euro sind. Ein Jahr zuvor waren es noch 105,4 Milliarden Yen. Zwar werde das Geld kurzfristig nicht zur Neige gehen, so Endo, der Cashflow sei aber sehr angespannt. “Möglicherweise brauchen sie (Takata) die Unterstützung der Banken.”

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Yoko Kubota, Dow Jones Newswires/ks

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