Bosch, Automobilzulieferer, Radarsensor

Produktion von Radarsensoren beim Zulieferer Bosch: Den Großen geht es insgesamt deutlich besser. (Bild: Bosch)

Im Großen und Ganzen betrachtet blickt die Automobil-Zuliefererindustrie zuverichtlich in das aktuelle und nächste Jahr. Allerdings stellt sich bei den größeren und damit stärker internationalisierten Zulieferunternehmen die Situation deutlich besser dar als bei den kleineren, mittelständischen Unternehmen. Das ergibt eine Umfrage des Center of Automotive Management (CAM) der FHDW Bergisch Gladbach unter 125 hochrangigen Manager von Zuliefererunternehmen in Deutschland. Die Zuliefererbranche beschäftigt in Deutschland 850.000 Menschen.

Bei den kleineren Zulieferern (KMU, bis 499 Mitarbeiter) beurteilen der Erhebung zufolge knapp die Hälfte der Befragten die Aussichten für das Jahr 2016 positiv, bei den großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern sind es dagegen fast zwei Drittel. Nur insgesamt 10 Prozent erwarten eine “schlechte” oder “sehr schlechte” Geschäftslage, ein Drittel beurteilt die Aussichten für das nächste Jahr immerhin als “befriedigend”. Auch im Rückblick sind die großen Unternehmen insgesamt zufriedener als die KMU: Hat sich etwa die Nachfragesituation bei 74 Prozent der großen Zulieferer im abgelaufenen Jahr 2014 verbessert, so sind es bei den KMU nur 50 Prozent.

Interesse an Expansion nach Russland und Osteuropa eingebrochen

Die mittelständisch geprägte deutsche Automobilzulieferbranche ist mit ihren Kernfunktionen und Stammbelegschaften in Deutschland stark verwurzelt. Allerdings glaubt mit 54 Prozent die überwiegende Mehrheit der Automobilzulieferer, dass Deutschland als Produktions- und Entwicklungsstandort künftig an Bedeutung verliert. Der überwiegende Teil der deutschen Zulieferer ist mit 89 Prozent im westeuropäischen Ausland bzw. mit 59 Prozent bereits in Osteuropa aktiv, gefolgt vom NAFTA-Raum (56%) und China (51%). Zusätzlich halten gleichermaßen rund 13 Prozent ein Engagement im NAFTA-Raum, in China sowie auch Indien in den nächsten 5 Jahren für möglich. Im Vergleich zur Befragung in 2013 sind die Unternehmen in punkto Auslandsengagement jedoch deutlich vorsichtiger geworden. Insbesondere die Russlandkrise schlägt dabei hohe Wellen: Planten im Jahr 2013 noch 23 Prozent der deutschen Zulieferunternehmen, in Russland aktiv zu werden, sind es aktuell nur noch 9 Prozent. Auch die Neigung in Osteuropa zu investieren ging von 17 auf jetzt 7 Prozent deutlich zurück

Kostendruck: KMU bangen um ihre Existenz

Kostendruck bei Automobilzulieferern

Kleinere Betriebe sehen ihre Existenz durch den Kostendruck nachhaltig gefährdet. Quelle: Center of Automotive Management (CAM)

Die Automobilzulieferunternehmen sehen im steigenden Kostendruck eine weiter zunehmende Existenzgefährdung. Demnach stimmen 54 Prozent der Automobilzulieferer der Aussage zu, dass ein weiter steigender Kostendruck durch die Automobilhersteller die Existenz des eigenen Unternehmens nachhaltig gefährdet. Auch im Bereich Einkauf sehen die Zulieferer Gefahrenpotenzial.

Zwei Drittel der Unternehmen glauben, dass ein preisgetriebener Einkauf zwangsläufig zu Qualitätsproblemen führt. Dabei leiden die KMU deutlich stärker unter einem steigenden Kostendruck als die großen Zulieferunternehmen. Während knapp zwei Drittel der KMU der Aussage voll oder bedingt zustimmen, dass steigender Kostendruck ihre Existenz nachhaltig gefährdet, sind es bei den großen Unternehmen nur 41 Prozent.

Bedenklich stimmt, dass viele Zulieferunternehmen Zweifel hegen an der Vertrauensbasis zu ihren Kunden. Immerhin 40 Prozent der befragten Zulieferunternehmen stimmen der Aussage nicht zu, dass ihre Kunden ein Interesse daran haben, dass ihr Unternehmen nachhaltig wirtschaften kann und die Existenz gesichert ist. 58 Prozent sind jedoch anderer Meinung. Einig sind sich jedoch die Zulieferer in der wichtigen Rolle von Innovationen. Produkt- bzw. Prozessinnovationen stellen demnach für 86 Prozent der befragten Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar.

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Andreas Karius

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