Werkleiter Hans-Peter Kemser, Vorstandsvorsitzender Harald Krüger, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Joachim Kolling, Leiter BMW Group Energy Services nehmen die BMW Speicherfarm Leipzig in Betrieb.

Werkleiter Hans-Peter Kemser, Vorstandsvorsitzender Harald Krüger, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Joachim Kolling, Leiter BMW Group Energy Services nehmen die BMW Speicherfarm Leipzig in Betrieb. (Bild: BMW)

Die Zweitnutzung der i3-Batterien in der Leipziger Speicherfarm ist für BMW-Chef Harald Krüger nicht nur ein weiteres Geschäftsmodell im Rahmen seiner Elektrostrategie, sondern birgt eigentlich drei Profit-Chancen für die Zukunft des Autoherstellers: Der erste Vorteil laut Krüger ist die Stabilisierung der Restwerte von unseren Fahrzeugen. Der zweite Vorteil ist, dass die BMW Batterie-Speicherfarm die Vermarktung von Primär-Regelleistung ermöglicht und zur Stabilität der öffentlichen Stromnetze beiträgt. Und um den dritten Vorteil kümmert sich das Joint-Venture Digital Energy Solutions – ein Gemeinschaftsunternehmen der BMW Group und des Heizungsspezialisten Viessmann. Die Vermarktung der neuen Einnahmequellen startet BMW im Januar.

„Für uns schließt sich nun endlich der Kreislauf“, sagte Krüger bei der Eröffnung der Speicherfarm Ende Oktober. Denn die Farm nimmt zum einen die überschüssige Energie auf, die die vier werkseigenen Windräder erzeugen, und die nach seinen Aussagen drei Viertel des Strombedarfs des Leipziger Werkes decken. Künftig kann BMW sogar auch Strom in das öffentliche Netz einspeisen, wenn der Wind besonders kräftig weht. „Mit einer maximalen Leistung von zehn Megawatt könnte die Farm 50.000 Haushalte einen Monat lang mit Strom versorgen“, rechnet Joachim Kolling, Leiter des BMW-Geschäftsfelds Energy Services, vor. Das klingt vielversprechend, dennoch hält sich BMW-Boss Krüger noch zurück: „Wir wollen jetzt das Konzept mal ausprobieren und Praxiserfahrungen in Leipzig sammeln. Und dann werden wir weitere Speicherfarmen ausbauen, weil wir ja künftig auch weitere Rückläufer bekommen“. Höchstwahrscheinlich werden also bald auch an anderen BMW-Standorten solche Batteriespeicherfarmen im Verbund mit Windrädern entstehen. Das Speicherfarm-Konzept von BMW ist skalierbar und auch kompatibel mit kommenden Speicherbatteriegenerationen. Benötigt ein BMW-Werk wesentlich mehr Energie, kann die Speicherfarm für eine entsprechende Leistung ausgebaut werden.

Auf die Frage, was nach Ablauf des zweiten Lebens mit den Batterien passiert, sagte Krüger: „Die Konzepte sind heute so, dass sie einen Teil der Batterie recyceln können, einen anderen Teil aber noch nicht. Das wird sich aber weiterentwickeln, so dass dann das Problem überschaubar wird. Natürlich findet da noch Forschung und Entwicklung statt, um Technologie und Nutzen weiter voranzutreiben“.

Die Speicherfarm im BMW Group Werk Leipzig ermöglicht es, BMW i3 Batterien nach dem Einsatz im Fahrzeug in einem zweiten Lebenszyklus in einem nachhaltigen energiewirtschaftlichen Geschäftsmodell profitabel zu nutzen. Schließlich will BMW im Jahr 2025 seinen Kunden 25 Modelle mit elektrifiziertem Antrieb anbieten. „Im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir deshalb das Konzept zur Zweitverwendung von BMW i3 Hochvoltspeichern entwickelt, denn mit unserer Strategie „Number One Next“ denken wir über das reine Automobil hinaus und treiben den Wandel unserer Branche mit völlig neuen Geschäftsmodellen voran.“

 Mit den Windrädern auf dem Werksgelände verknüpft die Speicherfarm auf bisher einzigartige Weise die dezentrale Eigenerzeugung aus erneuerbaren Energien mit einem lokalen Energiespeicher sowie einem industriellen Großverbraucher. Die Speicherfarm ist zudem in das öffentliche Stromnetz integriert, was die Vermarktung von Primär-Regelleistung ermöglicht. Damit trägt die BMW Group zur Stabilität der öffentlichen Stromnetze bei und kommt damit einem gesamtgesellschaftlichen Auftrag nach: So kann die Speicherfarm in Zeiten eines Überangebots an Strom aus erneuerbaren Energien das Stromnetz durch die Aufnahme von Strom entlasten. In Zeiten eines zu geringen Stromangebots im Netz kann der Speicher wiederum Strom beisteuern.

„Deshalb ist ein Geschäftsmodell schon sehr vorteilhaft, wenn man diese Schwankungen balancieren kann. Also Energie speichern in Zeiten, wo diese entsteht, und diese dann abrufen wenn es Spannungsspitzen hat. Das können wir für unsere eigene Produktion künftig ausgleichen, aber auch für das öffentliche Netz. Wir haben dazu auch eigene Software entwickelt, mit der wir das steuern können. Aus dem Energiebilanz-Optimum können wir Geld verdienen“, kündigte Krüger an.

Eine Aufnahme der BMW Speicherfarm in Leipzig.
BMW Speicherfarm in Leipzig. (Bild: BMW)

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