Continental schließt sein Werk in Gifhorn bis Ende 2027.

Die Gründe für die Schließung des Continental-Werks in Gifhorn lesen sich wie ein Plädoyer für kosteneffizientere Standorte im Ausland. (Bild: Continental)

Der Continental-Vorstand will die Aktivitäten am Standort Gifhorn schrittweise bis Ende 2027 einstellen. Erste Maßnahmen wurden vom Aufsichtsrat bereits gebilligt, die finale Zustimmung soll im Dezember erfolgen. Demnach soll die Montage von Luftversorgungssystemen sowie das Ersatzteilgeschäft mit Luftfedern und Kompressoren im kommenden Jahr verlagert werden. Die Produktion von Ventilblöcken und Kolbentöpfen für Bremssysteme wird bis Ende 2027 sogar gänzlich an Zulieferer ausgelagert. Hintergründe der Schließung sind laut Conti der stark gestiegene Kostendruck in der Autoindustrie, die rückläufigen Märkte sowie die Kosten vor Ort, die gerade im internationalen Vergleich zu hoch seien.

Von den Maßnahmen seien rund 450 der derzeit 900 Mitarbeiter in Gifhorn betroffen, so der Zulieferer. Sie sollen über den konzerninternen Arbeitsmarkt vermittelt oder mittels Weiterbildungen für die Jobsuche gerüstet werden, um nahtlos in Beschäftigung bleiben. Damit bestätigt sich, was seit Jahren eine kursierende Angst in Gifhorn ist: Bereits 2005 zweifelte Continental an der Wettbewerbsfähigkeit des 1998 übernommenen Standorts. Kostendruck war seither ein stetiger Begleiter.

Im Jahr 2015 sickerten schließlich Informationen zu einer radikalen Schrumpfkur durch und sorgten für Demonstrationen seitens der IG Metall. Rund die Hälfte der damals 1.600 Beschäftigten sollten bis 2023 ihren Job verlieren, die Schließung des Werks stand damals aber nicht zur Debatte. Ursprünglich wollte das Unternehmen die schlechte Lage durch die Fertigung von Elektromotoren abfedern. Der bis dahin einzige Auftrag lief jedoch 2016 aus. Dass die Elektromobilität heutzutage noch immer keinen Wandel in Gifhorn hervorbringt, mag an den schon damals kritisierten Effizienzproblemen liegen. Der Produktionsstandort für Brems-, Stabilitäts- und Fahrwerksystemen ist nach Ansicht des Konzerns wohl nicht mehr wettbewerbs- und zukunftsfähig.

Stiebel Eltron könnte Conti-Standort Gifhorn übernehmen

Bereits eine Woche nach der Ankündigung der Werksschließung deutet sich bereits eine neue Zukunftsperspektive für den Standort an: Continental und Stiebel Eltron verhandeln derzeit über eine Übernahme der Räumlichkeiten. Das Unternehmen plant am Standort Gifhorn den Aufbau einer Edelstahlspeicherproduktion für Wärmepumpen-Heizanlagen. Möglichst vielen beschäftigten Mitarbeitern mit passender Qualifikation sollen nachhaltige Beschäftigungsperspektiven aufgezeigt werden, heißt es bei Continental. Damit die Beschäftigten den Anforderungen einer potenziellen Arbeit bei Stiebel Eltron entsprechen, werde man ihnen im unternehmenseigenen Weiterbildungsinstitut für Technologie und Transformation (CITT) umfangreiche Möglichkeiten zur Qualifizierung anbieten.

„Vor dem Hintergrund des starken Wachstums unseres Unternehmens, getrieben vor allem durch die Nachfrage nach umweltfreundlichen Wärmepumpen-Heizungen, bauen wir unsere Fertigungskapazitäten massiv aus", erklärt Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron. „Daher würden wir uns sehr freuen, wenn wir eine Lösung fänden, die Fertigung von Speichern für Wärmepumpen-Innenteile zukünftig am Standort Gifhorn mit kompetenten Beschäftigten realisieren zu können.“

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