Fiat 500L

Auf dem Weg nach Russland: der Fiat 500L. Der Export-Deal zwischen Serbien udn Russland hat eine pikante politische Komponente. (Bild: Fiat)

Es ist eine Meldung, die es – zumindest in Westeuropa – kaum in die Kurzmeldungssparte schafft: Wie russische Medien berichten, soll der in Serbien produzierte Fiat 500 L ab Juni aus dem Balkanstaat nach Russland exportiert werden. Verwunderlich ist das schon angesichts der Umstandes, dass der russische Automarkt zwischen der üblen Mischung aus politischer und wirtschaftlicher Krise förmlich zermalmt wird und nach den ersten vier Monaten mit 37 Prozent im Minus notiert. Auf was die Marktakteure in dieser Situation am wenigsten warten, sind weitere Exportmodelle. Und selbst wenn der Markt prosperieren würde, so die Meinung von IHS Automotive, hätte der 500 L in Russland einen schweren Stand, weil das Segment der kleinen MPVs kaum auf Interesse stößt.

Wo es wirtschaftlich praktisch kein Interesse gibt, den Fiat 500 aus Serbien nach Russland zu karren, kommt in dem Fall die ganz große Politik ins Spiel: der Autoexport soll Gegenstand wirtschaftspolitischer Gespräche zwischen der serbischen und der russischen Regierung mit Präsident Vladimir Putin an der Spitze gewesen sein. Mit dem Schachzug wolle Russlands Präsident die Serben, die vor einer Vollmitgliedschaft in der EU stehen, auf die Seite des von Russland dominierten Wirtschaftsblocks mit den Ländern Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan ziehen. Seit dem Ukraine-Konflikt müht sich Putin, den größer werdenden Einfluss der EU Richtung Osten einzudämmen. Im Zuge des Fiat 500-Vereinbarung soll auch der Autoexporte in das bestehende Freihandelsabkommen beider Länder einbezogen werden. Darum hatte sich Serbien über Jahre vergeblich bemüht.

Nun wird sich zeigen, ob ein kleines Autos Einfluss auf die Entwicklung der großen Politik nehmen kann.

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Frank Volk

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