Wer ein gebrauchtes Elektroauto sucht, kommt um den Nissan Leaf als meistverkauftes Elektroauto der Welt natürlich nicht herum. Die günstigsten Modelle kommen aus den Jahren 2015 / 2016 und starten bei knapp unter 20.000 Euro. Im Gegensatz zum Kauf eines Verbrenners muss man sich keine nennenswerten Gedanken über fingierte Laufleistungen und abgewetzte Sitze im Innenraum machen. Nur wenige Leaf-Modelle, die man in Gebrauchtwagenbörsen wie Mobile.de oder Autoscout24.de findet, haben nennenswert mehr als 10.000 Kilometer gelaufen. Ein Grund ist die geringe Reichweite und der damit verbundene Einsatz des Nissan Leaf aus der ersten Generation. Anfangs gab es das Elektromodell aus Japan nur mit dem kleinen 24-kWh-Akku, mit dem nicht einmal 200 Kilometer ohne Nachladen zu realisieren waren.

Die meisten Modelle sind - nicht zuletzt wegen der geringen Laufleistungen - unfallfrei und befinden sich optisch wie technisch in einem gepflegten Zustand. Die Modelle mit dem größeren Akkupaket mit 30 kWh kosten auf dem Gebrauchtwagenmarkt gleich ein paar Tausender mehr; unter 25.000 Euro geht da wenig. Wer sich für ein Elektroauto wie den Nissan Leaf auf dem Gebrauchtwagenmarkt interessiert, sollte an ihn die gleichen Vorgaben haben, wie an ein Modell mit Verbrenner. Heißt, gerade die Ausstattung sollte keine wichtigen Lücken aufweisen. Details wie Xenon- / LED-Licht, Navigationssystem oder ein vernünftiger Radiosound machen jede Fahrt angenehmer und sollten neben den Sicherheitssystemen allemal an Bord sein. Für die schnelle Aufheizung im Winter bietet der Nissan Leaf ebenso wie andere Modelle nicht nur vorne, sondern auch hinten eine Sitzheizung. Kühle Hände soll die Lenkradheizung verhindern.

Größer als beim Nissan Leaf ist in Deutschland das Angebot an gebrauchten Renault Zoe auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Der Grund liegt auf der Hand, denn während der Nissan Leaf weltwelt das meistverkaufte Elektroauto ist, gibt es in Deutschland kein Elektroauto, das beliebter ist als der kleine Zoe. Die günstigsten Modelle mit dem kleinen Motor mit 43 kW / 58 PS beginnen bereits bei rund 10.000 Euro. Die Laufleistungen liegen entsprechend zwischen 5.000 und 35.000 Kilometern, was davon zeugt, dass einige Kunden mit dem kleinen Elektrofranzosen trotz überschaubaren Reichweiten lange Distanzen absolviert haben. Der Renault Zoe mit dem stärkeren Elektromotor und 65 kW / 88 PS lässt es deutlich flotter angehen und kosten zwei Jahre alt 13.000 bis 15.000 Euro. Das Problem sind weniger die dann gegebenenfalls stark beanspruchten Verschleißteile, sondern das wenig überzeugende Konzept, dass es mit dem Kaufpreis nicht getan ist, sondern für den Zoe eine monatliche Batteriemiete bezahlt werden muss. Der Vertrag über die Batteriemiete lässt sich vom Verkäufer nicht auf den Gebrauchtwagenkäufer übertragen. Der braucht gemäß seiner Laufleistung einen neuen Akkumietvertrag oder einigt sich mit Renault auf eine Vereinbarung ohne Batteriemiete und kauft das Akkupaket, was sich mittelfristig ohnehin durchsetzen dürfte.

Traumauto Tesla Model S

Darf es etwas größer sein und soll trotzdem günstig bleiben? Der BMW i3 von 2014 / 2015 startet auf dem Gebrauchtwagenmarkt bei unter 20.000 Euro; inklusiv Schnelllader, guter Ausstattung und einer Laufleistung von unter 25.000 Kilometern. Überraschend identisch ist das Preisniveau des reinen Elektromodells sowie der Version mit Range Extender, der die überschaubare Reichweite von rund 150 realen Elektrokilometern auszugleichen im Stand ist. Viele Modelle haben Laufleistungen von unter 10.000 Kilometern und wurden daher von ihren Nutzern wohl ausschließlich in der Innenstadt als Zweitwagen genutzt.

Der Traum vieler Elektrojünger ist ein eigener Tesla und nachdem gerade das Model S schon seit fünf Jahren angeboten wird, sind mittlerweile eine Vielzahl von Modellen in den nationalen und europäischen Gebrauchtwagenbörsen zu finden. Im Gegensatz zu Modellen wie dem Smart Fortwo ed, dem Leaf, einem i3 oder einem VW Golf E ist zu vergleichsweise geringen Preis bei einem Tesla Model S nichts zu machen. Aufgrund von deutlich größerer Reichweite und auch der imposanten Motorleistung sind eine Vielzahl von Modellen auf dem Markt, die in den vergangenen Jahren 60.000, 100.000 oder noch deutlich mehr Kilometer zurückgelegt haben. Unter 40.000 Euro ist für ein gut ausgestattetes Model S von 2013 / 2014 auch bei einer Laufleistung von 100.000 Kilometern kaum etwas zu machen. Die meisten angebotenen Modelle sind der P85, der am Anfang allein verfügbar war und mit einer Motorleistung von rund 380 PS sportliche Fahrleistungen bietet. Deutlich weniger Interesse erntet die Einstiegsmotorisierung des Tesla Model S 75, die erst ab 2016 verfügbar war; mit rund 330 PS jedoch immer noch mehr als ausreichend Leistung bietet. Gut ausgestattete Allradmodelle wie das Model S P 85 D kosten zwei Jahre alt noch immer rund 80.000 Euro.

Wer sich den Gebrauchtwagenmarkt der Elektromodelle anschaut, bemerkt schnell, dass die meisten Fahrzeuge sehr lange inseriert sind und sich nur wenige Fahrzeuge auf den Plattformen drehen. Ist ein Volumenbenziner mit einer guten Ausstattung und einem verlockenden Preis zumeist nach wenigen Tagen verkauft, passiert in den bekannten Verkaufsbörsen vergleichsweise wenig. Gerade Händler werben stattdessen immer wieder damit, den Preis des angebotenen Elektromodells jüngst nennenswert gesenkt zu haben. Das Kaufinteresse an Elektroautos ist bei vielen Mehrmarkenhändlern so niedrig, dass viele die Modelle weder Ankaufen, noch in Zahlung nehmen und selbst Markenhändler rümpfen bisweilen die Nase, wenn sie ein Elektromodell zurücknehmen sollen. Die Kaufzurückhaltung ist noch niedriger als bei den Elektro-Neuwagen, die trotz Elektroprämie keine große Nachfrage haben. Abwarten, ob sich dies in den nächsten Jahren ändert, wenn eine Vielzahl von neuen Elektroautos - bevorzugt aus dem Premiumsegment - erst auf den Neu- und danach auf den Gebrauchtwagenmarkt surrt.

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