Daimler-Großaktionär Li Shufu.

Aus dem Stand hat der chinesische Autounternehmer Li Shufu fast zehn Prozent an Daimler erworben - und Ängste geschürt, dass er es vor allem auf Technologie und Wissen des Stuttgarter Autobauers abgesehen hat. (Bild: Volvo)

«Vom chinesischen Staat kommt kein Cent - das kann ich Ihnen versichern», sagte der Gründer des Geely-Konzerns der «Bild am Sonntag». «Ein Teil kommt direkt aus meinem Geldbeutel, ein anderer wurde über ausländische Banken finanziert.» Er habe die Führung in Peking auch nicht vorab über den geplanten Einstieg informiert. «Wir haben die chinesische Regierung noch nie vorab für eine Investition um Erlaubnis gefragt. Auch nicht bei unserer Daimler-Beteiligung.»

Li hatte aus dem Stand 9,7 Prozent der Daimler-Anteile erworben und sich damit zum größten Einzelaktionär des Autokonzerns aufgeschwungen. Dafür hatte er fast 7,5 Milliarden Euro springen lassen.

Angesichts des überraschenden Einstiegs von Geely mahnte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries erneut schärfere Regeln für ausländische Beteiligungen an. «Wir müssen unser Außenwirtschaftsrecht immer an neue Entwicklungen anpassen, dazu gehören auch die Prüfschwellen», sagte die SPD-Politikerin dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» (Samstag). Bislang kann die Bundesregierung nur dann gegen ausländische Direktinvestitionen vorgehen, wenn der Käufer mehr als 25 Prozent einer Firma erwirbt.

Zypries sagte, es sei «aber Fakt, dass Investoren auch mit kleineren Beteiligungen oft erheblichen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung ausüben können». Deshalb müsse das Thema «auch für eine neue Regierung auf der Agenda stehen, insbesondere dann, wenn es um kritische Infrastrukturen geht, wie zum Beispiel im Energie-, Transport- oder Internetsektor». Mit Blick auf mehrere Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Konzerne in den vergangenen Jahren sagte Zypries: «Wir beobachten mit Sorgen, wie der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft wächst.»

Nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» will der Daimler-Vorstand weder Technologien noch Wissen mit dem neuen Großaktionär teilen. Der Autobauer sehe keinen Bedarf für neue Partnerschaften in China und wolle zudem seine bisherigen Partner dort nicht verärgern. China ist für Daimler der wichtigste Markt. Dort unterhält der Konzern Gemeinschaftsunternehmen mit BAIC, mit dem erst kürzlich eine Milliardeninvestition verkündet wurde, und BYD.

Li hatte nach seinem Einstieg angekündigt, Geely respektiere und schätze «die Kultur, die Werte und die Corporate Governance der Daimler AG».

Der neue Daimler-Großaktionär will zunächst keine weiteren Auto-Aktien kaufen. «Derzeit haben wir keinerlei Pläne für weitere Zukäufe», sagte Li der «Bild am Sonntag» und fügte hinzu: «Wir konzentrieren uns in nächster Zeit auf die Entwicklung der bestehenden Beteiligungen.» Geely gehört bereits unter anderem die schwedische Automarke Volvo Cars.

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dpa