Volkswagen Wolfsburg

VW-Werk Wolfsburg: Im Streit um die millionenschweren Boni für den VW-Vorstand scheinen die Top-Manager zwar zu Zugeständnissen bereit zu sein, die Kritik an der Diskussion an sich verschärft sich aber. (Bild: Volkswagen)

Niedersachsens Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) hat die Diskussion um Bonuszahlungen für Manager im Abgasskandal von VW kritisiert. "In einer Situation, in der Tausende ihre Arbeit verloren haben oder um ihre Arbeit bangen müssen, sollte sich das Thema Boni eigentlich verbieten", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch, 13.4.). Bei einer möglichen Auszahlung von Boni sollte das Unternehmen auch mögliche Haftungsansprüche gegenüber den Managern im Blick behalten. Die Situation bei VW ist an diesem Mittwoch auch Thema im Landtag. 

In dem Streit um Boni für den Vorstand zeichnet sich unterdessen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Lösung mit Zugeständnissen vonseiten der Top-Manager ab. "Aufsichtsrat und Vorstand sind sich einig, dass angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vorstandsvergütung gesetzt werden muss", sagte eine mit den Beratungen vertraute Person am Dienstagabend. Demnach werden "verschiedene Modelle diskutiert und abgestimmt, die für alle Beteiligten eine angemessene und faire Lösung darstellen".

Die Höhe der Einschnitte blieb zunächst unklar. Jedoch verlautete aus sicherer Quelle: "In der Konsequenz würde dies zu einer deutlichen Absenkung der variablen Vergütung führen." Ein Unternehmenssprecher wollte sich auf Anfrage zum Thema zunächst nicht äußern. Nach den dpa-Informationen gilt die Bereitschaft zu Verzicht "auf eigenen Wunsch" nachträglich auch für den neuen Aufsichtsrats-Chef Hans Dieter Pötsch. Der frühere Finanzvorstand war vergangenen Herbst an die weniger gut dotierte Spitze der Konzern-Kontrolleure gewechselt und hatte eine Regelung zugestanden bekommen, die seine finanziellen Nachteile auffing. Nun steckt auch er bei den Boni für 2015 zurück.

Aus Kreisen des Sechserzirkels verlautete mit Blick auf eine mögliche öffentliche Erklärung zu den Ergebnissen, dass es frühestens Mittwoch werden dürfte. Ende kommender Woche treffen sich alle 20 Aufseher des Konzerns zu einer Sitzung in Wolfsburg. Es ist anzunehmen, dass das VW-Präsidium das Thema Boni spätestens dann abgeräumt haben möchte.

Das Präsidium hatte sich am Montag noch nicht auf eine Linie zu den Vergütungen einigen können. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine Senkung der Sonderzahlungen für den Vorstand.

Mit Spannung wird erwartet, ob der im Abgas-Skandal zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn ebenfalls bereit ist für einen Bonusverzicht. Laut "Handelsblatt" ist das der Fall. Die Zeitung berichtete dies am Dienstag unter Berufung auf Winterkorn Umfeld.

Die Vergütungen des gesamten VW-Vorstands sind wegen der wechselnden Besetzungen und des schwankenden Erfolges über die Jahre nur schwer zu vergleichen. Ex-Chef Martin Winterkorn verdiente zuletzt pro Jahr inklusive seiner Arbeit beim Großaktionär Porsche-Holding fast 17 Millionen Euro. Er war lange Zeit der Spitzenverdiener im Dax.

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dpa