Mit dem Satz „Vorsprung ist unser Versprechen“ eröffnete Helmut Stettner, Werkleiter von Audi in Neckarsulm, den ALP-Kongress im Audi Forum. Das Thema Digitalisierung ist in Neckarsulm allgegenwärtig: Stettners Ausblick ging dann sogar weit über die „Smart Factory“ hinaus: Er sieht ein weltweit vernetztes Produktionsnetzwerk als Vision an. Und dies von der Digitalisierung der Prozesskette über Fernwartung, virtueller Fabrikplanung bis zur RFID-Verfolgung fertiger Fahrzeuge auf dem Werksgelände.

Um schnell noch mehr Fortschritte zu erzielen, hat Stettner seit 2015 ein Data Scientists Team in Neckarsulm, die im „Big Data Lake“ des Werkes Neckarsulm fischen und schon einige Schätze im Kosten-Pool heben konnten. Allein durch die Analyse der digitalen Zahlen. „Data Driven Production“ ist das Fundament der Smart Factory, so Stettner, und die Erfahrung zeige, dass die Daten-Jongleure fest in einer Abteilung verankert sein müssen, um auch die richtigen Verbindungen herstellen zu können. Von ausgegründeten Labs, die keinen Praxisbezug und nur Methodenwissen hätten, hält man in Neckarsulm wenig. Zusammen mit den Abteilungen müsse festgelegt werden, welche Daten hilfreich sind, um die entsprechende Datenqualität und Validierung vornehmen zu können. Hier sei jeder Mitarbeiter in allen Abteilungen ein guter Wissensträger.

Audi plant den Abschied vom Fließband

Infos, Erfahrungen und Visionen satt konnten die 270 Teilnehmer vom ALP-Kongress mit nach Hause nehmen. Der Event von Agamus Consult und AUTOMOBIL PRODUKTION lieferte zahlreiche Denkanstöße, wie es mit Lean und der Digitalisierung in Kobmination in die Zukunft geht. Offene Ohren gab es für ein Thema insbesondere: Audi arbeitet – selbstverständlich im VW-Konzernverbund – an der Vision, das Fließband durch ein völlig neues Prinzip abzulösen: die modulare Montage. Die Karossen und ganze Montageumfänge fahren dann künftig per FTS durch die Werkhallen. Und selbst Hochzeit und Lackieren sind nicht mehr die Engpässe in der Fertigung. Mit der modularisierten Montage will Audi die zunehmende Komplexität und Variantenvielfalt besser, flexibler und effizienter handhaben. Drei weitere Pluspunkte sieht Stettner obendrein: Die Produktivität soll um 20 Prozent ansteigen. Die Ergonomie verbessert sich für die Mitarbeiter erheblich, da sie die Montage-Haltung auf ihre Bedürfnisse anpassen können. Und drittens sind durch den Wegfall der festen Taktzeiten auch völlig neue und flexiblere Arbeitszeitmodelle denkbar, so Helmut Stettner.

Peter Theurer, Werkleiter von Daimler in Bremen
Peter Theurer, Werkleiter von Daimler in Bremen, ist der Gastgeber des ALP-Kongresses 2018. (Bild: Matt Stark/Audi)

Produktion – modular und autonom

Um das alles auch in Großserie umsetzen zu können, hat Audi so genannte „Digital Officer“ im Vorstandsbereich Produktion eingesetzt. Diese steuern die Digitalisierungsstrategie in der Produktion und sind mit IT und dem Controlling eng vernetzt. Ganz so weit sind die anderen Sieger des ALP Awards noch nicht. Es gab dennoch viel zu lernen. Die CFK-Fertigung bei BMW hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Ebenso wird das Daimler-Werk in Bremen ein spannender ALP-Event-ort in 2018 sein.

In intelligenten Fabriken hat das Fertigungsband also vielleicht bald ausgedient. Das Stichwort der Zukunft heißt Modulare Montage – Produktion ohne feste, getaktete Abläufe, ohne starre Strukturen und ohne äußere Logik. Das Fahrzeug fährt in der Smart Factory selbstständig von Station zu Station und auch nur dorthin, wo es tatsächlich benötigt wird. „Das ermöglicht maximale Flexibilität und Produktivität und schafft die Voraussetzung für maximale Individualität. Obendrein ist die modulare Produktion robust gegenüber Störungen. Bei uns in Neckarsulm ist das bereits Realität; nämlich in den Böllinger Höfen, wo unser R8 produziert wird“, so Stettner.

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