VW-Chef Müller_2016

VW-Chef Müller bezeichnet die Finanzlage des Autobauers als "solide", diese noch vorhandene Solidität sei aber bei ausufernenden Entschädigungsforderungen gefährdet. (Bild: VW)

Volkswagen habe bislang zur Lösung der Krise 16,2 Milliarden Euro zurückgestellt und sei weiterhin finanziell solide aufgestellt. "Aber man muss kein Mathematiker sein um zu erkennen, dass eine Entschädigungszahlung
in beliebiger Höhe auch Volkswagen überfordern würde", sagte Müller der Welt am Sonntag.

In den USA hatte VW in der vergangenen Woche nach monatelangen Verhandlungen eine Einigung mit US-Behörden und Klägern erreicht. Demnach wird Volkswagen die Abgas-Affäre in den USA voraussichtlich bis zu 15 Milliarden Dollar kosten. Ein entsprechendes Paket sieht Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen vor. So will VW US-Kunden mit manipulierten Autos jeweils mindestens 5.100 Dollar Entschädigung zahlen. Die Besitzer könnten sich aussuchen, ob VW ihre Wagen zurückkaufen oder umrüsten soll. Die Regelung ist noch nicht rechtskräftig, ein Richter muss noch zustimmen.

In den USA sind von den Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen rund 500 000 Autos betroffen - weltweit aber elf Millionen Fahrzeuge, davon 2,4 Millionen in Deutschland. Der Abgas-Skandal hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. 2015 verbuchte der Autobauer den größten Verlust der Konzerngeschichte.

Müller lehnte erneut eine etwa von Verbraucherschützern geforderte Entschädigungsregelung wie in den USA für die übrigen betroffenen Kunden ab. Er verwies auf eine andere Sachlage. "In den USA sind die Grenzwerte deutlich strenger, damit wird auch die Nachrüstung komplizierter." Außerdem sei die Teilnahme an einer Rückrufaktion in den USA freiwillig - anders als etwa in Deutschland.

 

Ärger mit Großkunde Deutsche See

Neuer Ärger kommt auf VW von der Seite eines Großkunden zu: Das Unternehmen Deutsche See plant eine millionenschwere Klage wegen arglistiger Täuschung. Der Mittelständler wirft dem Autobauer vor, Absprachen für gemeinsame Nachhaltigkeitsprojekte nicht eingehalten zu haben. Die Deutsche See ist VW-Großkunde und hatte vor rund sechs Jahren seinen 450 Wagen starken Fuhrpark komplett auf VW-Konzernfahrzeuge umgestellt. Ein VW-Konzernsprecher sagte am Sonntag auf Anfrage: "Da uns eine solche Klage nicht vorliegt, können wir uns dazu auch nicht äußern."

Es geht um VW- und MAN-Nutzfahrzeuge sowie VW-Pkw und Audi. Die Vereinbarung habe auch beeinhaltet, zusammen Praxisbeispiele für umweltschonende Logistik auszuarbeiten. Der geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen See, Egbert Miebach, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir sind tief enttäuscht über VW und fühlen uns hingehalten und betrogen, da die gemeinsam angedachte Partnerschaft im Bereich der Nachhaltigkeit nur von unserer Seite eingehalten wurde. Entsprechende Gespräche, dieses zu verändern, wurden von Seiten VW abgeblockt."

 

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dpa