Der Opel Grandland ist das einzige Modell, das derzeit noch im Werk Eisenach gebaut wird. Der Standorte hatte im vergangenen Jahrzehnt einige Veränderungen durchlebt, Mitarbeiter mussten um ihre Jobs bangen.

Der Opel Grandland ist das einzige Modell, das derzeit noch im Werk Eisenach gebaut wird. (Bild: Opel)

Stellantis investiert mehr als 130 Millionen Euro in das Werk Eisenach. Am Standort in Thüringen soll ab der zweiten Jahreshälfte 2024 ein batterieelektrischer Nachfolger des Opel Grandland produziert werden, der auf der völlig neuen Plattform STLA Medium basiert. Derzeit rollt das kompakte SUV dort als Verbrenner und Plug-in-Hybrid vom Band.

„Diese Entscheidung ist ein weiterer wichtiger Schritt für Opel auf dem Weg zum erklärten Ziel, bis 2028 in Europa eine rein elektrische Marke zu sein“, so Opel-CEO Florian Huettl. Insgesamt hatte Stellantis bis 2025 Investitionen von mehr als 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software bekanntgegeben.

Die Geschichte des Opel-Werks in Eisenach

Im vergangenen Jahr feierte das Montagewerk Eisenach sein 30-jähriges Bestehen. Insgesamt 3,7 Millionen Fahrzeuge wurden seit dem ersten Astra bis zum Jubiläum hergestellt. „Eisenach, unser kompaktestes Werk in Deutschland, hat ein starkes Streben nach Qualitätsverbesserungen gezeigt“, betonte Arnaud Deboeuf, Chief Manufacturing Officer von Stellantis, anlässlich der jüngsten Entscheidung.

Die Beschäftigten plagte seit langem die Zukunftsangst. Bereits 2015 wurde aufgrund von Absatzproblemen die Nachtschicht gestrichen. Ein Jahr zuvor kursierten Gerüchte, die Corsa-Fertigung werde nach Spanien abwandern. Auf energische Dementi des damaligen Opel-Chefs Karl-Thomas Neumann folgte 2018 die Kehrtwende. Ein Ersatz in Gestalt des Opel Mokka blieb aus, obwohl die Pläne zunächst in Stein gemeißelt schienen. Rund 400 Stellen fielen der Neuausrichtung unter der Groupe PSA zum Opfer.

Der Opel Grandland markiert eine Zäsur in Eisenach

Der Herbst 2019 war gerade deshalb ein bedeutender Neuanfang für Eisenach: Einige Monate zuvor wurde die Fertigung von Corsa und Adam eingestellt. Opel wechselte nach einer Umbauphase von Kleinwagen auf Stadtgeländewagen. Die neue Efficient Modular Platform 2 (EMP2) des PSA-Konzerns lieferte die Basis und der Opel Grandland X wurde zum einzigen Modell des Montagewerks.

Reibungslos verlief die Transformation des Standorts laut Medienberichten jedoch nicht. Intern war von einer „krassen Fehlplanung“ die Rede, veraltete Maschinen und IT sorgten angeblich für Probleme. Letztlich konnte der Autobauer jedoch seine flexible Produktionslinie etablieren und stellte auf dieser ein halbes Jahr später auch den ersten Plug-in-Hybrid der Marke her. Aufgrund der verschiedenen Varianten sei Opel optimistisch, „dass die Auslastung des Eisenacher Werks im Zweischichtbetrieb gesichert ist“, sagte ein Sprecher damals.

Wurde Eisenach in der Chipkrise benachteiligt?

Ruhe kehrte für die 1.400 Mitarbeiter jedoch nicht ein. Die Gefahr eines weiteren Stellenabbaus blieb auch 2020 präsent und wurde durch die Fusion von PSA und FCA sowie die Corona- und Halbleiterkrise weiter verstärkt. In Folge des Chipmangels hatte Opel das Werk zwischenzeitlich gar für über drei Monate geschlossen und den deutschen Marktstart des überarbeiteten Grandland auf Januar 2022 verschoben.

Die Entscheidung sorgte für Empörung bei der Belegschaft und der IG Metall. „Das ist ein unglaublicher Vorgang in Form, Stil und Inhalt“, wetterte IG Metall-Bezirksleiter Mitte, Jörg Köhlinger, im September 2021. „Ich kenne im Moment keinen anderen Automobilhersteller, der wegen fehlender Teile Kurzarbeit bis ins nächste Jahr ankündigt wie Opel.“ Der Gewerkschafter warf zudem die Frage auf, ob die Fertigung stattdessen in Sochaux fortgeführt werde. Die französische Produktionsstätte sollte den Grandland ursprünglich nur übergangsweise weiterbauen.

Das Millioneninvest unterstreicht nun das Vertrauen in den Standort und begegnet der jahrelangen Unsicherheit. So zukunftsweisend die Umstellung auf reine Elektroautos jedoch ist, mit lediglich einem Modell werden die Spekulationen über künftige Einsparungen oder Absatzkrisen sicherlich von neuem entbrennen.

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