Produktion des Ford-Modells F-150 am Standort Kansas City

Mit dem Ford F-150 läuft in Kansas ein amerikanischer All-Time-Favorite vom Band. (Bild: Ford)

Geht es nach den Zahlen des Center for Automotive Research, dann kann es eine Region nicht besser treffen als mit einem Fahrzeugwerk. Jeder Arbeitsplatz in der Automobilindustrie, so die Marktforscher aus Ann Arbor, schafft sieben weitere. Einer der Standorte, wo sich der Multiplikatoreffekt zeigt, ist Kansas City. Ford und General Motors (GM) betreiben hier jeweils eine Fertigungsstätte und brachten 2017, das letzte Jahr aus dem Statistiken verfügbar sind, insgesamt mehr als zwölf Milliarden Dollar in die Region.

Großes Auto, gutes Auto

Während anderswo Jobs dem Rotstift oder strategischen Schwenks zum Opfer fallen, wird im Ford-Werk in Claycomo mit seinen 7.250 Mitarbeitern Amerikas Lieblings-Pick-up gefertigt. Scheinbar unbehelligt von Umweltbedenken und Benzinpreisen führt das Modell F-150 seit Jahren Verkaufsbestenlisten an. 2019 wurden in den USA knapp 900.000 Fahrzeuge der F-Serie verkauft, in Kanada kamen 145.000 weitere hinzu. Ebenfalls aus Kansas City kommt der Kastenwagen Ford Transit. Dessen Absatz ist nicht ganz so reißend, was vor zwei Jahren zur temporären Entlassung von 2.000 Mitarbeitern führte. Die gute Nachricht: ab 2021 soll eine elektrische Variante des Transit folgen.

Laut Erhebung des Kansas City Area Development Council beschäftigen 96 Automotive-Zulieferer rund 16.000 Personen. 15 Unternehmen davon haben sich unweit des Ford-Werkes in einem teils unterirdischen Industriezentrum zur Automotive Alley zusammengeschlossen. SubTropolis ist in eine ehemalige Kalksteinmine hineingebaut, fünf Millionen Quadratmeter groß und über ein ausgedehntes Straßennetz erschlossen. Hier werden unter anderem Modelle des Ford Transit nach Kundenwünschen aufgerüstet: in ein mobiles Büro, einen Rettungswagen oder Shuttlebus.

Weitere 2.421 Jobs gibt es im GM-Werk Fairfax Assembly, über der Grenze in Kansas. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier B-25-Bomber gefertigt, heute rollt der Chevrolet Malibu vom Band. Die Limousine hat GMs Portfolio-Rundüberholung überlebt, zumindest vorerst: die Verkaufszahlen schwächeln ein wenig, 2024 steht vermutlich das Aus für die Produktion an. Mehr Zukunftssicherheit erwarten sich Experten vom 2019 neu hinzugekommenen Cadillac XT4, einem Kompakt-SUV. Amerikas Begeisterung für Geländewagen bestätigt sich erneut in GMs jüngsten Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden mehr als eine Million Crossovers verkauft, zum zweiten Mal in Folge, Tendenz zwölf Prozent steigend.

Elektrisch in die Zukunft

Die Liste an Themen, die dem Standort Kansas City in die Quere kommen könnte, ist lang und ähnelt der anderen Regionen. Manche Unsicherheiten sind hausgemacht, wie etwa Präsident Donald Trumps unberechenbare Importzollpolitik, die zuletzt an Stahlpreisen rüttelte. Hinzu kommen neue Player aus dem In- und Ausland, die den Markt mit neuen Produktions- und Verkaufsstrukturen aufmischen.

Einig scheint man sich darüber, dass die Zukunft elektrisch ist. Und das trotz oder gerade wegen des aktuellen Marktanteils von unter zwei Prozent. Mit den grundsätzlichen Wachstumsaussichten ist Eric Ford, Manager Marketing Services des Betreiberunternehmens von SubTropolis, Hunt Midwest, jedenfalls zufrieden: „Basierend darauf, was wir von Europa hören erwarten wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein kräftiges Wachstum in der Automotive-Industrie.“ Entsprechend hofft man in der Region, dass im GM-Werk nach Ende des Chevy Malibu ein Elektromodell folgt. Wer weiß, vielleicht sogar ein Crossover.

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