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Bolloré betonte nun, dass zwischen ihn und Senard eigentlich kein Blatt Papier passen würde und er immer loyal gewesen sei. „Die Brutalität und die völlig unerwartete Natur des Geschehens sind erschütternd“, so Bolloré. (Bild: Renault)

Dem französischen Autobauer Renault steht aller Voraussicht nach ein Wechsel im Top-Management bevor. Generaldirektor Thierry Bolloré habe aus der Presse erfahren, dass Renault-Präsident Jean-Dominique Senard seinen Rückzug wünsche, sagte Bolloré am Donnerstag (10. Oktober 2019) im Interview mit der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos. Es handle sich um einen „beunruhigenden Putsch“. Renault hatte zuvor kurzfristig ein Treffen des Verwaltungsrats für Freitagvormittag angesetzt.

Es hatte bereits Spekulationen gegeben, dass Senard dem Verwaltungsrat des Unternehmens die Ablösung von Bolloré vorschlagen wolle. Bolloré ist bei Renault für das operative Geschäft zuständig. Der Manager war schon unter dem früheren Konzernchef Carlos Ghosn die Nummer Zwei bei dem Traditionshersteller.

Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.

Bolloré betonte nun, dass zwischen ihn und Senard eigentlich kein Blatt Papier passen würde und er immer loyal gewesen sei. „Die Brutalität und die völlig unerwartete Natur des Geschehens sind erschütternd“, sagte er. Das Management von Renault habe bewiesen, dass das Unternehmen einen heftigen Sturm überstehen könne. Er sehe im operativen Bereich keine Fehler.

Herber Gewinneinbruch

Das nächste Treffen des Top-Managements von Renault war eigentlich erst für den 18. Oktober geplant. Am Mittwoch hatte sich der französische Staat demonstrativ hinter Senard gestellt. Es werde ihm vertraut, die richtigen Entscheidungen zur Führung des Konzerns zu treffen, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire nach Angaben seines Ministeriums. Der Staat hat bei Renault eine wichtige Rolle, da er 15 % der Anteile hält.

Senard, früherer Chef des Reifenherstellers Michelin, war bei Renault zur Hilfe gerufen worden, um das Unternehmen nach dem Rückzug von Ghosn zu führen. Renault hat im ersten Halbjahr auch wegen der Schwierigkeiten seines japanischen Partners Nissan einen herben Gewinneinbruch erlitten.

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dpa