Produktion bei Daimler

Die deutsche Industrie wünsche sich einen Neustart in den transatlantischen Beziehungen, so Dieter Kempf, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. (Bild: Daimler)

Es steht viel auf dem Spiel für die deutsche Industrie. Der Teil-Lockdown im November sorgt für neue Unsicherheiten, wie es in der Coronakrise weitergeht. Dabei stehen viele Unternehmen etwa in der Stahl- und Autoindustrie ohnehin vor einem schwierigen Strukturwandel: Sie müssen digitaler werden und ihre Anstrengungen für den Klimaschutz erhöhen. Nun kommt das US-Wahldrama mit ungewissem Ausgang hinzu. Industriepräsident Dieter Kempf warnte vor einer Eskalation der Lage. Jede Phase der Unsicherheit wäre "Gift" für die Beziehungen.

"Unabhängig davon, wer zukünftiger US-Präsident wird, wünscht sich die deutsche Industrie einen Neustart in den transatlantischen Beziehungen", so Kempf. Die Partnerschaft sei in den vergangenen vier Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten. Die USA müssten endlich darauf verzichten, Zölle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit zu erheben oder anzudrohen. "Die Zölle, die die USA inzwischen erheben, belasten die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks", betonte der Industriepräsident.

Dabei kommt den USA eine überragende Bedeutung für die deutsche Wirtschaft zu: Sie sind der größte Einzelmarkt für den Export von Waren "Made in Germany". Im Jahr 2019 führte Deutschland nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags Waren im Wert von 119 Milliarden Euro in die USA aus. Allein zwölf Prozent aller deutschen Kfz-Exporte gingen in die Vereinigten Staaten, seit dem Corona-Schock im Frühjahr haben sich die Ausfuhren jedoch deutlich verringert.

Ein großes Problem war in der Krise zudem, dass internationale Lieferketten unterbrochen waren und Teile fehlten. Autowerke in Deutschland mussten ihre Produktion vorübergehend stoppen. Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, sagte mit Blick auf die anhaltend hohe Zahl der Corona-Neuninfektionen, die Frage sei, ob die zweite Welle erneut zu einer Störung internationaler Lieferketten wie im Frühjahr führe. Dies könne enorme Folgen für die Industrie und ihre Beschäftigten haben, wenn die Ketten nicht breiter aufgestellt und damit Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten verhindert werden.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) plädiert deshalb für eine aktivere Industriepolitik in der EU. Dabei geht es um den Aufbau einer europäischen Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos oder eine europäische Cloud für mehr Datensouveränität. Die Zeit aber drängt, denn Konzerne aus Asien und den USA drohen, Firmen aus Deutschland und Europa abzuhängen.

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dpa