Volkswagen Wolfsburg

Volkswagen möchte die abgebrochenen Tarifverhandlungen mit der IG Metall wieder aufnehmen. (Bild: Volkswagen)

Volkswagen ruft die IG Metall auf, die zuletzt stockenden Verhandlungen über den neuen Haustarif für die gut 120.000 Beschäftigten der Kernmarke in den westdeutschen Werken fortzusetzen. "Unsere Bereitschaft, die Gespräche wieder aufzunehmen, bekräftigen wir erneut", erklärte Verhandlungsführer Arne Meiswinkel. Jüngst waren Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter auch nach drei Runden ohne entscheidende Annäherung auseinander gegangen. Inzwischen kam es nun nicht nur im parallel laufenden Tarifstreit der gesamten Metall- und Elektroindustrie, sondern auch bei VW zu Warnstreik-Aktionen.

Meiswinkel, der im größten Autokonzern Europas für die Grundsätze der Personalpolitik zuständig ist, betonte, er müsse weiterhin zusammen eine Basis für das finanziell Mögliche diskutiert werden. "Volkswagen hat in der letzten Verhandlung deutlich gemacht, dass wir an einem tragfähigen und zukunftsfesten Abschluss interessiert sind", sagte er. "Voraussetzung dafür ist ein gemeinsames Grundverständnis der wirtschaftlichen Ausgangslage."

So erfordert die aktuelle Mischung aus Corona-Folgen, Branchenumbruch und Entwicklungen wie den Lieferengpässen bei Elektronik-Teilen aus Sicht des Managements große Vorsicht. Meiswinkel hatte von "höchster Kostendisziplin" gesprochen. "In den nächsten Jahren kommt es darauf an, uns im Bereich Software und Digitalisierung eine Spitzenposition zu erarbeiten." Das sichere dann auch Jobs und Standorte.

Die IG Metall interpretiert die kurzfristige Lage anders. Sie ist der Auffassung, dass gerade jetzt mehr Kaufkraft der Arbeitnehmerschaft die Konjunktur anregen könnte. Bei VW fordert sie neben vier Prozent mehr Geld zudem eine erweiterte Umwandlung in freie Tage und Zusagen für Lehrstellen. Der Bezirksleiter der Gewerkschaft in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, hatten nach dem Ende der dritten Runde mangelndes Entgegenkommen der Gegenseite kritisiert - viele Kolleginnen und Kollegen seien "mittlerweile ziemlich verärgert".

Am Dienstag kam es zu ersten befristeten Ausständen etwa in den Werken Salzgitter, Braunschweig und Emden. In Wolfsburg, Hannover und Kassel waren IG-Metall-Mitglieder ebenfalls aufgerufen, einen Teil ihrer Arbeitszeit auszusetzen. Ähnliche Aktionen liefen wegen der schwierigen Flächen-Verhandlungen bei zahlreichen anderen Firmen wie der VW-Tochter MAN, Autozulieferern wie Bosch, Clarios und ZF, dem Bahntechnik-Konzern Alstom oder kleineren Maschinenbauern.

Das Corona-Jahr 2020 schloss die VW-Gruppe mit einem satten Gewinn ab: Nach Steuern blieben dem Gesamtkonzern 8,8 Milliarden Euro. Für die Tarifgespräche gibt es noch keinen Fortsetzungstermin.

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dpa