Matthias Müller, Volkswagen

Matthias Müller muss in den USA gerade eine Art “Gang nach Canossa” bewältigen. (Bild: Volkswagen)

Deswegen bat er kurz vor dem Start der Detroit Motorshow um Entschuldigung. Der VW-Konzern steht wegen der Abgas-Manipulationen besonders in den Vereinigten Staaten vor enormen Problemen.

Die USA haben Volkswagen wegen der Abgasmanipulationen verklagt. Wegen Betrugs und Verstößen gegen Umweltgesetze drohen VW allein in diesem Verfahren Zahlungsforderungen von bis zu 45 Milliarden Dollar (41,2 Mrd. Euro). In den USA sind fast 600.000 Dieselfahrzeuge des VW-Konzerns mit verbotener Software unterwegs.

An diesem Donnerstag (14. Januar) steht eine wichtige Entscheidung der US-Aufseher zu Vorschlägen für eine Beseitigung der Betrugsprogramme an. Dem Konzern drohen teure Nachbesserungen oder sogar Auto-Rückkäufe. “Es sind nicht nur unsere Autos, die wir reparieren müssen – es ist auch unsere Glaubwürdigkeit”, sagte Müller. Diesen Mittwoch trifft er sich zu Gesprächen mit der US-Umweltbehörde EPA und deren Leiterin Gina McCarthy.

Scharfe Kritik aus den USA

VW steht in den USA seit Monaten in der Kritik, auf den Skandal nicht angemessen zu reagieren. In der vergangenen Woche erreichte das einen neuen Höhepunkt, als das US-Justizministerium VW in der Klageschrift vorwarf, auch bei der Aufarbeitung der Affäre zu tricksen und zu täuschen. Ende vergangener Woche sagte der New Yorker Bundesanwalt Eric Schneiderman der New York Times: “Unsere Geduld geht zu Ende.” So weigere sich Volkswagen unter Berufung auf deutsche Datenschutzgesetze, US-Staatsanwälten E-Mails und anderes Material zur Kommunikation von Führungskräften offenzulegen.

US-Branchenexperten sehen die VW-Manager vor einer Herkulesaufgabe. “Wir haben doch nur abgewartet bisher. Die müssen jetzt endlich mal sagen, was sie tun wollen. Und wenn sie das getan haben, dann sehen wir mal weiter. Fest steht schon: Es wird ein langer, langer Weg”, sagte die renommierte Branchenkennerin Michelle Krebs am Rande der Messe. Ihr Kollege Karl Brauer meinte zur Frage der Rückrufe oder Rückkäufe: “VW hat ein großes Problem, das überhaupt logistisch zu lösen.” Er halte es zwar für verfrüht, über ein Verschwinden der Kernmarke aus den USA zuspekulieren. “Aber es wird ein langer, langer Weg zurück”, sagte er zu den Perspektiven für Europas Branchenprimus.

Von Absatzziel weit entfernt

Während die VW-Töchter Audi und Porsche in den USA erfolgsverwöhnt sind, fährt die Kernmarke hinterher. 2015 verkaufte VW-Pkw in den USA nur 349.000 Wagen, vor allem Jetta und Passat. Das sind fünf Prozent unter dem Vorjahreswert und meilenweit vom Ziel entfernt, bis 2018 rund 800.000 Wagen abzusetzen. Dieses Ziel stammt noch vom Müller-Vorgänger Martin Winterkorn – und wurde bisher nicht kassiert.

Bis zum Diesel-Skandal hatten die USA eine Schlüsselrolle gespielt beim Volkswagen-Ziel, bis 2018 auch vor Toyota weltgrößter Autobauer zu werden. Als Hauptgründe für die US-Schwäche gelten neben Lücken im Angebot auch mangelndes Verständnis für die Kundenwünsche. So geriet der Zyklus für eine kosmetische Überarbeitung der Modelle (Facelifts) zu lang. Schicke, neue Wagen begeisterten die US-Kunden nicht mehr so lange wie früher, als die Zyklen beim Design noch länger reichten, sagte Analystin Krebs. “Das verschwindet rascher als jemals zuvor.” Müller bekräftigte in Detroit, dass VW zu den Investitionsplänen für die USA stehe. Und er gab zu: “Volkswagen muss die USA noch besser verstehen lernen.”

Bei VW soll es auf Modellseite eine Siebensitzer-Geländelimousine richten – Arbeitstitel CrossBlue. Sie soll Ende 2016 kommen und auch helfen, VW-Pkw in den USA endlich profitabler zu machen. Der Autobauer hat seit Jahren keine Zahlen mehr dazu veröffentlicht.

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gp / Quelle: dpa

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