Volker Wissing, Verkehrsminister

Verkehrsminister Wissing sieht die Nutzungsmöglichkeiten von E-Fuels künftig eher im Flugzeug- als im Automobilverkehr. (Bild: FDP)

"Wir müssen die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Das ist beim Pkw der E-Antrieb", sagte Wissing in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Der Verkehrsminister sagte weiter, E-Fuels werde man vor allem für den Flugverkehr brauchen. "Auf absehbare Zeit werden wir aber nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben." Wenn man sich die EU-Regulierung anschaue, sehe man, dass die Entscheidung für die E-Mobilität längst gefallen sei. Wenn der Umstieg forciert werde, könne Deutschland auch das von der neuen Bundesregierung angestrebte Ziel von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 schaffen.

Wissing sieht es auch als Aufgabe der deutschen Automobilindustrie, die Menschen zu überzeugen. "Tesla ist es gelungen, mit seinen Modellen viele Käuferinnen und Käufer zu begeistern, dies würde ich mir auch für die deutschen Automobilhersteller wünschen." Die Bundesregierung werde dafür sorgen, dass das Laden mit regenerativem Strom bezahlbar bleibe. Deshalb könne er nur dazu raten, auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen. Die Nutzung fossiler Kraftstoffe werde in Zukunft teurer werden.

Verbände reagieren gespalten

Der Leiter Verkehrspolitik beim Umweltverband BUND, Jens Hilgenberg, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die klare Absage an E-Fuels im Pkw sei folgerichtig. "Synthetische Kraftstoffe sind mit Blick auf Energieeffizienz, Preis und Verfügbarkeit jetzt und auch in Zukunft keine Option für den Pkw. Neben dem klaren Bekenntnis zum E-Auto braucht es jetzt Vorgaben zum Energie- und Ressourcenverbrauch bei Herstellung, Betrieb und Recycling neuer Fahrzeuge." Zudem sei eine Überarbeitung der Kfz-Steuer und eine Ergänzung durch ein Bonus-Malus-System zielführend. "Staatliche Unterstützungen jeder Art für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, zu denen auch Plug-in Hybride gehören, müssen umgehend zurückgefahren werden."

Dagegen hält der ADAC E-Fuels für elementar, um Klimaschutzziele zu erreichen. Technikpräsident Karsten Schulze sagte der dpa, trotz eines ambitionierten Hochlaufs der Elektromobilität würden 2030 noch mindestens 30 Millionen Pkw-Bestandsfahrzeuge mit Diesel- oder Ottomotor in Deutschland unterwegs sein. Weltweit seien es 1,4 Milliarden Fahrzeuge. "Ohne E-Fuels werden diese nicht CO2-reduziert genutzt und perspektivisch klimaneutral betrieben werden können." Deshalb sei für den Bestand eine Beimischung sinnvoll und wichtig.

Kritik an dem Vorstoß Wissings kommt auch vom verkehrspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Bareiß: "Bundesminister Wissing und die FDP verabschieden sich von alternativen Kraftstoffen und vollziehen einen Kurswechsel." Dies sei ein klarer Wortbruch. "Von der immer viel gepriesenen Technologieoffenheit im Bereich der Mobilität ist damit nicht mehr viel übrig." Im Wahlprogramm der FDP hieß es: "Klimafreundliche synthetische Kraftstoffe sind eine bereits heute verfügbare Alternative für alle Verkehrsarten, die ohne technische Umrüstung in herkömmlichen Verbrennungsmotoren verwendet werden können."

VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Europa und Deutschland dürfen keine Technologie ausschließen, die weltweit gebraucht wird, um die Klimaziele im Straßenverkehr zu erreichen." Wissing müsse einhalten, was er und seine Partei im Wahlkampf versprochen hätten. "Selbstverständlich brauchen wir E-Fuels aus erneuerbaren Energien auch für den Straßenverkehr. Ohne E-Fuels können die Fahrzeuge, die schon im Betrieb sind, keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten."

Daten sollen Verkehrsführung optimieren

Wissing kündigte im Interview mit dem Tagesspiegel zudem an, er wolle die Verkehrsführung in Deutschland durch die Bereitstellung von zusätzlichen Daten zum Beispiel über Baustellen verbessern. "Die Digitalisierung erfordert, dass öffentliche Daten standardmäßig der privaten Nutzung zur Verfügung gestellt werden können", sagte der FDP-Politiker. "Das werden wir auch in meinem Ministerium vorantreiben."

Als Beispiel nannte Wissing die Aufstellung von Baustellenschildern auf Straßen, wovon die Öffentlichkeit nichts erfahre. "Und so fahren die Menschen dann montagmorgens ahnungslos auf diese Baustelle zu." Diese Informationen sollten in der Cloud gespeichert werden, damit Navigationssysteme sie verwenden und Autofahrer umleiten können.

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dpa