Produktionsvorstand, Hubert Waltl, Audi

Hubert Waltl, Vorstand Produktion Audi: "Wir beschäftigen uns intensiv mit Data Lakes, und versuchen, über die Daten auch neue Zusammenhänge zu erkennen." (Bild: Audi)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Dr. Waltl, wie stellen Sie sicher, dass der Audi Q5 in Mexiko qualitativ genauso hochwertig vom Band fährt wie in Deutschland?
In unserem Audi-Produktionssystem sind alle Elemente verankert, um weltweit sicherzustellen, dass wir in gleicher Top-Qualität produzieren. Dieses System enthält verschiedene Bausteine. So werden unsere Mitarbeiter an den weltweiten Standorten intensiv trainiert. Zudem achten wir darauf, dass alle Mitarbeiter bestimmte Qualitätsmerkmale verinnerlichen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Täuscht der Eindruck, dass Sie die Qualität auch über einen höheren Automatisierungsgrad sicherstellen?
Der Automatisierungsgrad im Audi-Werk in San José Chiapa ist nicht höher als im Stammwerk Ingolstadt. Letztendlich sind es immer die Menschen, die das hohe Qualitätsniveau sicherstellen. Ein elementarer Baustein für unser Werk in Mexiko ist deshalb das Audi Trainingscenter, in dem sämtliche Mitarbeiter von Audi México individuelle Trainings durchlaufen, die exakt auf ihren späteren Einsatz im Werk zugeschnitten sind. Mehr als 750 mexikanische Impatriates hat Audi außerdem im Vorfeld an den deutschen Standorten geschult und mit erfahrenen Paten begleitet. So konnten sie ihre Tätigkeit in Mexiko bestens vorbereitet angehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Künftig wird der Q5 also nur noch in Mexiko, China und Indien gebaut?
Für den Kunden ist es nicht relevant, in welchem Land das Auto produziert wird, sondern dass er einen Audi in gewohnter Premiumqualität erhält. Der Kunde kauft unsere Qualität und nicht einen Produktionsort.

Dieses Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe der AUTOMOBIL PRODUKTION.
Alle Themen der aktuellen Ausgabe

AUTOMOBIL PRODUKTION: San José Chiapa ist aktuell Audis modernstes Werk und mit am weitesten digitalisiert. Auf was sind Sie am meisten stolz?
Wir haben im Werk Mexiko einen Produktionsleitstand integriert, der modernste in der gesamten Audi-Welt. Das ist eine zentrale Kontrollwarte, die erstmals fünf Leitstände zusammenfasst. Ähnlich wie bei einem Flugzeug-Tower steuern wir von dort aus beispielsweise die Logistik, die IT, die Produktion und die Instandhaltung. Die Mitarbeiter im Leitstand überwachen das ganze Werk und können schon bei kleinsten Abweichungen rechtzeitig reagieren. Der zentrale Produktionsleitstand ist quasi das Gehirn des Werks.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Durch die Digitalisierung erzielen Sie einen Produktivitätsschub. Wie hoch ist der im Vergleich zur bisherigen Q5-Produktion?
Ich gehe von einem Produktivitätssprung von ungefähr 20 bis 30 Prozent aus.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Bis wann wollen Sie das Ziel erreichen?
Bis 2025 ist ein realistischer Zeitplan, um dieses Ziel in allen unseren Werken abzubilden.

Q5-Produktion und Produktivität

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der Effekt kommt allein durch die Vernetzung der Gewerke im Leitstand?
Bislang haben die Mitarbeiter in den einzelnen Gewerke ihre Prozesse – jedes für sich selbst – im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (Anm. d. Red.: KVP) optimiert und an gewerkeübergreifenden KVP-Workshops teilgenommen und so ihr Wissen erweitert. Zukünftig führen wir Datenanalysen durch, die uns eine ganz neue Sichtweise auf Prozesse im Presswerk oder in der Montage eröffnen und mit denen wir auf bis dato unbekannte Zusammenhänge stoßen. Das gibt uns die Möglichkeit, Prozesse weiter zu verbessern und effizienter zu gestalten. Wir können potenzielle Störungen viel besser auf ihre Auswirkungen hin einschätzen und von vorne herein dafür sorgen, dass solche Produktionsunterbrechungen gar nicht erst vorkommen.

Sie möchten gerne weiterlesen?