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(Bild: BMW)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sind Sie für die Digitalisierungsstrategie beider Geschäftsmodelle verantwortlich?
Ja. Das alte Geschäftsmodell ist ein sehr profitables und wachstumsorientiertes und da kann ich sehr viele Digitalisierungsthemen reinbringen, um das noch wertschöpfender zu machen. Vor allem an der Kundenschnittstelle können wir Zusatzservices anbieten, die der Kunde aufgrund seiner Daten und seines Profils auch haben will. Zum Beispiel Real-Time-Traffic-Services, wo wir auf der Fahrzeugseite Dienste angliedern, die digital sind. Aber auch beim Kern unserer Wertschöpfung, nämlich der Fahrzeugproduktion selbst, steckt noch viel Potenzial: vom Entstehungsprozess eines Fahrzeuges über Virtual Reality Designkonzepte, Smart Logistics bis zu Industrie 4.0. Auch unser neues Geschäftsmodell läuft gut an und wir haben mit DriveNow, ChargeNow, ReachNow und ParkNow schon ein breites Angebot. Wir betreiben die beiden Themen parallel, sonst vermengt sich das zu einem großen Ganzen und es ist nicht mehr klar, wer macht was an welchem spezifischen Thema. Diese Klarheit hilft dem Unternehmen, aber auch jeder Abteilung, zu sehen, wo ist meine Wertschöpfung jetzt und wo muss ich digitalisieren. Als ich vor gut einem Jahr hier anfing, war schon eine große Aufbruchstimmung zu spüren und jeder hat Digitalisierung gemacht. Auf dieser Basis haben wir größere Projekte zusammengefasst und weiter ausgerichtet.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie haben auch ein Kompetenzzentrum Urbane Mobilität, wo man gleich in komplett neuen Wohnvierteln die Themen E-Mobilität, Laden, Carsharing etc. verbinden will.
Das Team arbeitet daran, gemeinsam mit Anwohnern und den Stadtverwaltungen die Lebensqualität und Mobilität in Wohnquartieren zu verbessern. Dazu gehört Mobility-as-a-Service, wo man sich einen ganzen Stadtteil anschaut bezüglich der Verbindung zwischen Carsharing Verfügbarkeit, E-Mobilität und La-deinfrastruktur, Parken und wie man das alles verbessern kann – zusammen mit der Kommune. Ziel ist ein besseres Mobilitätsangebot für den Kunden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Haben Sie schon ein Quartier gefunden, wo Sie einen Smart City Stadtteil aufsetzen können?
Solche Projekte laufen bereits in Berlin unter dem Titel „Neue Mobilität“ und Hamburg unter dem Namen „First Mover“. Mit weiteren Städten sind wir im Gespräch.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Warum scheut sich BMW, sein digitales Geschäft mit einem Umsatzziel zu versehen?
Ich denke, dass die Wachstumspotenziale, die sich aus dem neuen Geschäftsmodell ergeben, gar nicht wirklich abzuschätzen sind. Wir rechnen in Szenarien und betreten da absolutes Neuland. Es ist doch auch offen, wie die beiden Geschäftsmodelle miteinander interagieren. Aus amerikanischen Großstädten gibt es erste interessante Erkenntnisse: Die Mobility-on-Demand-Services wie Uber, Gett oder Lyft sind dort zahlreich vertreten. Die Zahlen besagen, dass die Mobilität um ungefähr 20 Prozent zugenommen hat. Der Kunde wählt, ob er mit seinem Auto selbst fährt oder ein Carsharing-Fahrzeug in Anspruch nimmt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Aber es gibt doch sicherlich schon Erfahrungswerte...
Egal, welche Zahl ich Ihnen nennen würde, sie wäre sicherlich falsch. Wir lernen mit DriveNow und ParkNow gerade viele sehr interessante Dinge. Allein bei ParkNow bedienen wir gemeinsam mit unserem Partner Parkmobile weltweit über 880 Städte und haben über 16 Millionen Kunden. Und wir sehen auch, dass es nicht so ein linear vorhersehbares Modell ist als das, wo wir ganz genau wissen, mit welchen Produkten wir 2020 rausgehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Gibt es für Ihr Ressort wenigstens Meilensteine?
Wir haben ganz klare Meilensteine für all diese Themen festgelegt. Wir haben einen gesamtunternehmerischen Ansatz mit drei großen Bereichen definiert – Kunde, Fahrzeug und Geschäftsprozesse – wo wir unsere Themen in den nächsten Jahren ganz gezielt vorantreiben werden. In diesem Zusammenhang stellen wir uns folgende Fragen: Welche Kompetenzen, welche Budgets, welche Kapazitäten brauchen wir dafür? Aber auch, welche Effizienz und Kostenreduktion, welchen Automatisierungsgrad will ich durch die Digitalisierung heben? Ich nenne die Phase ‚Test and Learn‘.
Wir haben zum Teil 90-Tages-Ziele definiert. Dann schauen wir, was haben wir gelernt, und machen entweder weiter oder definieren eine neue Ausrichtung. Das ist der neue Modus, um in der digitalen Welt voranzukommen. Keine Vier- oder Fünfjahres-Projekte, sondern kurze Meilensteine.

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