Vita Markus Duesmann, BMW

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was tut sich über die Partnerschaft mit Daimler hinaus?
Mit Toyota haben wir eine Entwicklungspartnerschaft. Mit der Brennstoffzelle haben wir eine weitere Zukunftstechnologie am Start, die zunächst einmal erheblichen monetären Aufwand bedeutet. Überlegen Sie, wir entwickeln Diesel- und Ottomotoren weiter, bauen Hybride, batterieelektrische Antriebe und arbeiten an der Brennstoffzelle-ohne dass wir wissen, welche Technologie sich letztlich zu welchem Zeitpunkt durchsetzen wird. Wenn sich da starke Partner zusammentun, kommt auch inhaltlich mehr und vor allem ein besseres Ergebnis heraus.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie arbeiten auch im Rahmen von HERE mit Wettbewerbern zusammen …
Ja, wir haben HERE zusammen mit Daimler und AUDI gekauft. Mit Intel, sowie NavInfo und Tencent kommen weitere Anteilseigner an Bord. Das demonstriert die Bedeutung, die das digitale Kartenmaterial für das automatisierte Fahren hat.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Finden Sie eigentlich genügend qualifizierte Zulieferer für die Trend-Themen Digitalisierung, automatisiertes Fahren oder Elektromobilität?
Die Zulieferer-Struktur entwickelt sich so schnell wie wir uns entwickeln und genauso schnell wie die Themen aufkommen und wie Geld investiert wird. Das funktioniert gut, es ist eine Art geschlossener Regelkreis.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie sehen Sie die Konsolidierungsbewegung unter den Zulieferern?
Für manchen Zulieferer sind der Innovationsdruck und die Themenvielfalt nicht zu schaffen und das führt zur Konsolidierung. Die Zahl der Zulieferer, mit denen wir direkt arbeiten, nimmt tatsächlich ab. Sagen wir es einmal so: Solange sich keine Monopole ergeben, ist eine Konsolidierung für uns nicht problematisch. Wichtig ist, dass wir genügend Wettbewerb unter den Zulieferern haben, die sich in Zukunftsthemen engagieren. Nur so erzielen wir immer die bestmögliche Lösung.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der Fall Hastor/Grammer sorgt seit Februar für Schlagzeilen. Wie stellen Sie sich auf, um Lieferausfälle oder wie im Falle Prevent, gar gezielte Lieferstopps zu parieren?
Die aktuelle Entwicklung bei Grammer beobachten wir in der Tat nicht ohne Sorge. Wir gehen aber davon aus, dass Grammer – egal unter welcher Gesellschafterstruktur – seine Verpflichtungen uns gegenüber erfüllt und sich an bestehende Verträge hält. Im Übrigen hat unser Risikomanagement immer wieder unter Beweis gestellt, dass wir Ausnahmesituationen im Zuliefererbereich beherrschen können – egal ob diese bedingt sind durch Naturkatastrophen, Streiks, Brände oder eben auch eine sich ändernde Gesellschafterstruktur eines Lieferanten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie kam denn der Aufsichtsrat gerade auf Sie als Einkaufsvorstand? Weil Sie Motorenexperte sind?
Das müssten Sie unseren Aufsichtsrat fragen. Ich denke schon, dass da meine Expertise in Sachen neuer Antriebskonzepte eine wichtige Rolle gespielt hat. Ich war vorher Leiter der „Prozesskette Antrieb“. Da war ich dafür verantwortlich, alle Aktivitäten in diesem Bereich zwischen den Ressorts Entwicklung, Produktion und Einkauf abzustimmen und zu koordinieren. Natürlich kenne ich mich mit der Elektrifizierung aus. Wie ich schon sagte, macht der Antrieb künftig über 50 Prozent der Herstellkosten eines Fahrzeugs aus. Das ist eine ziemlich dominante Einheit, bei der der Einkauf eine entscheidende Rolle spielt.

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