AUTOMOBIL PRODUKTION: BMW hat eine vielversprechende Aussage getroffen: Ab 2020 soll ein E-Auto mit 500 Kilometer Reichweite nur so viel wie ein Verbrenner kosten.
Naja, nicht ganz. BMW will ab 2020 Elektroautos mit bis zu 500 Kilometer Reichweite zu einem vergleichbaren Preis wie ein Benziner des jeweiligen Segments anbieten. Dieser Preis ist auf den Markt bezogen, hat aber nichts mit den Herstellungskosten zu tun.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie planen Sie das umzusetzen?
Wir versuchen zunächst die Plattformen soweit vorzubereiten, dass wir eine möglichst hohe Flexibilität und Skalierbarkeit bekommen und zwar über alle Derivate. Wir entwickeln einen Baukasten, besser gesagt eine Antriebsarchitektur. Wir haben uns gerade für bestimmte Durchmesser und Leistungsklassen entschieden, die wir dann ab 2020 sukzessive ausrollen werden. Auf der Batterieseite haben wir die Höhe der Batterie festgelegt, das Format der Module, sowie der Zellen.  Heute liegt unser Schwerpunkt auf prismatischen Zellen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht weiterhin auch andere Lösungen betrachten. Aber immer unter dem Gesichtspunkt, wie sind die Eigenschaften der Batterie hinsichtlich Sicherheit, Lebensdauer, Verfügbarkeit, bei kalten und heißen Temperaturen oder im Ladeverhalten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und diese Festlegungen beziehen sich auf normale Lithium-Ionen-Batterien?
Ja, das ist auf eine Lithium-Ionen-Batterie bezogen mit  den Kathodenmaterialien Nickel, Mangan und Kobalt in einem bestimmten Mischungsverhältnis. Heute haben wir das Verhältnis 1/1/1, also alle drei Bestandteile im gleichen Verhältnis. Es gibt aber den Trend, dass sich das Verhältnis im Jahr 2020 oder 2021 zu 8/1/1 verändert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was bedeutet dies bezüglich der Entwicklung von Feststoffbatterien?
Der wesentliche Unterschied ist, dass in den Solid State Batterien der Elektrolyt nicht mehr flüssig ist, sondern ein Feststoff. Aber die Grundmaterialien bleiben die gleichen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das heißt, Sie sparen bei Feststoff-Batterien keine hochwertigen Materialien ein und die Herstellung würde nicht billiger werden?
Billiger werden Feststoff-Batterien dahingehend, wenn ich im gleichen Bauraum das volumetrische Verhältnis erhöhen kann – also mehr Kapazität herausbekomme. Wenn die Zelle leistungsfähiger wird und ich – wie jetzt beim i3 –  im gleichen Volumen statt 60 Amperestunden 90Ah rausbekomme, dann habe ich mehr kWh pro Einheit. Beim i3 verwenden wir die gleiche Batteriegröße, installieren dort aber Zellen mit mehr Energieinhalt und erhöhen so die Reichweite.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Die Zulieferer sagen, dass momentan die Materialien für die Batteriezellen wieder teurer werden. Vorher war ja die Annahme, umso mehr E-Mobilität kommt, umso billiger werden die Zellen. Angeblich sind in den letzten acht Monaten die Batteriezellen um zehn Prozent teurer geworden …
Erstens haben wir natürlich langfristige Verträge und rechnen nicht auf Monatsbasis ab. Zweitens ist  Nickel ein verfügbares Produkt, ebenso Mangan und Lithium. Wenn die Vorlaufzeiten stimmen gibt es keinen Grund, dass die Materialien teurer sind. Leider ist gerade Lithium zu einem Spekulationsobjekt geworden und deswegen am Markt knapp geworden. Da kann man sich nur durch langfristige Verträge absichern. Das einzig kritische Thema ist derzeit Kobalt, weil derzeit in vielen Kobalt-Minen die Nachhaltigkeit nicht auf dem von uns verlangten Niveau ist. BMW hat hier mit den Lieferanten sichergestellt, dass die komplette Wertschöpfungskette nachhaltig sein muss und der Rohstoff unter sozialverträglichen Umständen abgebaut werden muss. Unterstützt wird das durch entsprechende Audits mit den Vorlieferanten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Das bedeutet doch quasi, dass der Zulieferer das alleinige Risiko trägt?
Nicht notwendigerweise. Es kommt immer auf die Verträge an. Wir haben auch heute im konventionellen Bereich, zum Beispiel beim Zukauf von Katalysatoren auch einen Platin-Basispreis. Je nach den Vertragsbestandteilen wird der Preis ausbalanciert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Haben sich die Zellen als Ganzes also nicht verteuert?
Das kann man so nicht sagen; wir bekommen mehr Kapazität zu einem günstigeren Preis. Wir versuchen zum Beispiel die Leerräume, die heute noch in der Zelle sind, besser auszunutzen. Man versucht immer diesen Füllfaktor in der Zelle zu erhöhen – zum Beispiel in dem wir die Materialien immer dünner machen. Immer unter Berücksichtigung von Lebensdauer und Sicherheit der Batterie.

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