Wilfried Porth, Personalvorstand Daimler AG

Wilfried Porth, Personalvorstand
Daimler AG: "Veränderung ist weder allein ein Personalthema, noch ein CEO-Thema. Es muss von allen gelebt werden". (Bild: Daimler)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Porth, Ihr Vertrag läuft bis 2022. Gibt es nach Ihnen den ersten weiblichen Personalchef?
Warum muss das Personalressort denn unbedingt mit einer Frau besetzt werden?

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ich weiß es nicht, aber meistens sitzt doch die Alibi-Frau des Vorstandes im Personalressort …
Vielleicht glauben einige Unternehmen, das ist der logische Weg. Wir haben zwei sehr kompetente Kolleginnen in den Ressorts Vertrieb sowie Legal und Integrity im Vorstand.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Daimler treibt als einziger Autohersteller die Frauenquote wirklich glaubhaft voran. Ihr Verdienst?
Wir gehen in diesem Thema sehr konsequent voran und erfüllen jedes Jahr die Ziele, die wir uns gesteckt haben. Und zwar auf allen Führungsebenen. Nicht nur auf einer, die nach außen sichtbar ist. Wir werden über alle Führungsebenen unser Ziel von 20 Prozent Frauenanteil im Jahre 2020 definitiv erreichen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ein schwieriges Unterfangen?
Ja, denn wir sind ein Technologieunternehmen. Etwa 70 Prozent der Positionen sind technisch geprägt. Der Pool verfügbarer Bewerberinnen ist nun mal nicht so groß wie in anderen Branchen. Und wenn wir das mit den Wettbewerbern vergleichen, liegen wir definitiv vorne. Am Ende gehört vor allen Dingen dazu, dass der Vorstand das Ziel nicht nur vorgibt und vorlebt, sondern auch massiv einfordert. Da ist Dieter Zetsche ein idealer Partner. Er macht sich mit hohem persönlichem Engagement dafür stark und fordert das auch von allen ein.

Wilfried Porth (58)

... ist seit dem 8. April 2009 Vorstandsmitglied der Daimler AG und verantwortlich für das Ressort Personal; gleichzeitig ist er Arbeitsdirektor des Unternehmens. Sein Vertrag läuft bis 2022. Er studierte Maschinenbau an der Uni Stuttgart und trat 1985 als Planungsingenieur im Bereich Zentrale Produktionsplanung in die damalige Daimler-Benz AG ein.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dieter Zetsche ist quasi der dienstälteste CEO unter den Premiums, aber kurioserweise hat man den Eindruck, dass er auch als Ältester die Transformation mit Wucht vorantreibt - im Gegensatz zu seinen jüngeren Kollegen Stadler und Krüger. Ist das sein Naturell, oder flüstert ihm jemand ein?
Dieter Zetsche treibt strategische Themen mit hoher Energie voran. Und der Vorstand hat gemeinsam entschieden, die Entwicklung einer neuen Führungskultur durchsetzen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Rolle spielen Sie in der Veränderung des Konzerns?
Das ist weder allein ein Personalthema noch ein CEO-Thema. Die Veränderung muss von allen gelebt werden. Deshalb haben wir in unserem Programm „Leadership 2020“ das Thema von unten nach oben aufgearbeitet. Wir haben aus mehr als 1.000 Bewerbungen 144 Mitarbeiter ausgewählt, die dem Vorstand Vorschläge unterbreitet und diese mit uns diskutiert haben. Anschließend hat jeder Vorstand ein Themenfeld als ‚Sponsor‘ übernommen und nun die Aufgabe, dieses maßgeblich zu treiben.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Für welches Thema ist Dieter Zetsche der Sponsor?
Er hat das Thema Schwarmorganisation übernommen - also die Frage nach neuen Organisationsformen in einem Unternehmen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Die 144 Mitarbeiter sind dann quasi Botschafter der Themen im Unternehmen?
Ja auch, aber vor allem haben die 144 Kolleginnen und Kollegen die neuen Führungsprinzipien erarbeitet. Konsens ist und war: wenn wir die Unternehmenskultur verändern wollen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Vorstand setzt sich zusammen und sagt, wie die neue Kultur auszusehen hat und alle sagen: Super, darauf haben wir gewartet. Oder wir fragen diejenigen, die tatsächlich unsere Führungskultur prägen; sprich die Führungskräfte selbst.

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