Rupert Stadler, CEO der Audi AG auf einem grauen Stuhl.

"Es kommen in den näschten zwölf Monaten lauter neue Modelle: A8, A7, A6, Q8, der e-tron, A1 und Q3", Stadler. (Bild: Audi AG)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Stadler, Ihr ganz persönliches Resümee des Jahres 2017?
Das Jahr war und ist anstrengend und turbulent, aber  wir sind voll im Aufbruch. Wir haben bereits Ende 2016 richtungsweisende neue strategische Eckpfeiler gesetzt. Im ersten Halbjahr haben wir zwar durch die Entscheidung zur Zwei-Partner-Strategie in China beim Absatz über mehrere Monate Einbußen verzeichnen müssen, aber ich bin überzeugt, dass es die richtige Strategie ist. Wir brauchen im weltgrößten Einzelmarkt für Personenkraftwagen einen zweiten Partner, um den Markt auch künftig optimal ausschöpfen zu können. Auch der Vorstandsumbau war nicht einfach, aber ich glaube, wir haben diesen Neustart gut organisiert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was ist der Auftrag der neuen Vorstände?
Wir haben ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, mit dem wir Audi zur Digital Car Company machen werden. Unsere Industrie steckt inmitten einer riesigen Transformation. Wir müssen Schritt für Schritt in die Elektromobilität investieren und brauchen dazu qualitatives Wachstum: Das sind die richtigen Autos, das ist die richtige Technologie in den Autos und logischerweise müssen wir  dabei auch Geld verdienen, trotz der hohen Vorleistungen. Die Mannschaft hat dieses Programm angenommen und beginnt ihre jeweiligen Beiträge zu bringen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welches Programm meinen Sie genau?
Ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das wir intern Angriffsplan Audi 2025 nennen. Wir haben detailliert herausgearbeitet,  was da auf die Industrie und damit auch auf unsere Marke zukommt. Angefangen vom pilotierten Fahren, über die Digitalisierung und die E-Mobilität und was das alles für die Prozesse im Unternehmen bedeutet. Wir zeigen damit der Mannschaft, dass Audi eine konkrete Zukunftsperspektive hat. Ein Element ist zum Beispiel der Schulterschluss mit den Porsche-Kollegen die Premium-Plattform Elektro, kurz PPE, gemeinsam zu entwickeln. Die Gewerke sind sauber aufgeteilt, die Produkte auf dieser Architektur sind definiert und das wird uns die Chance geben, besser zu sein als der Wettbewerb. Das ist unser Ziel.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dann greifen Sie schon mal nicht die Porsche-Kollegen an, sondern eher jemand anderen?
Der Wettbewerb ist für uns immer außerhalb des Konzerns. Die Rahmenbedingungen, die wir vorfinden, verlangen von uns sehr diszipliniert und ordentlich abzuwägen, wo können wir etwas gemeinsam machen und wo sind die Euros am besten investiert.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr Job momentan ist es also, die ganze Organisation so aufzustellen und die Dinge, wo dies aus dem Ruder lief, glatt zu ziehen?
Es geht darum, das Unternehmen für die nächsten sieben, acht und mehr Jahre richtig aufzustellen. Wir hatten 2016 ein operatives Ergebnis von rund fünf Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Rendite liegt in unserem langfristigen Zielkorridor. Aber was da auf uns zukommt, wird so viel Kraft verlangen, dass wir unser Ergebnis auch für die Zukunft absichern müssen. Wir müssen die klassischen Verbrennungsmotoren weiterentwickeln und optimieren und gleichzeitig die E-Autos in den Markt bringen. Es kommen in den nächsten zwölf Monaten lauter neue Modelle, die wir in den letzten zwei bis drei Jahren entwickelt haben: A8, A7, A6 Limousine, A6 Avant, Q8, dann kommen der vollelektrische e-tron, der A1 und der Q3. Und das alles findet bis Ende nächsten Jahres  statt. Wir haben noch nie ein so dichtes Anlauf- und Markteinführungsprogramm gehabt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Also alles gut jetzt?
Man darf nie stehen bleiben. Wir werden viele neue Produkte einführen, wir wollen aber auch die bestehenden Märkte besser erschließen. Und der Wettbewerb versucht das Gleiche. Und im selben Moment treten neue Wettbewerber in den Ring. Das ist eine permanente Aufgabe.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Haben Sie denn das Thema Zwei-Partner-Strategie in China im Griff?
Wir werden setzen diese Strategie so umsetzen. Die Phase der Unsicherheit und der rückläufigen Absatzzahlen ist vorbei.  Beide Partner können positiv in die Zukunft blicken. Der neue, zweite Partner, wird erst in einigen Jahren ans Netz kommen. Mit dem langjährigen Partner FAW haben wir bewusst einen Zehn-Jahres-Wachstumsplan entwickelt, mit dem viele Kategorien abgedeckt wurden: Produkte, New-Energy-Vehicle-Strategie, über Image bis hin zu Kosten und Profitabilität. Wir wollen mit beiden Partnern Gas geben.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie haben Sie das Thema in den Griff bekommen? Mussten Sie selbst Hand anlegen?
Am Ende des Tages wird ein Deal in China von den Chefs gemacht.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Konnte das nicht durch den Vorstandswechsel im Vertrieb allein geschehen?
Logischerweise hat sich der Vorstand der Thematik angenommen. Das geht ja gar nicht anders. In der Schlussphase ist es erforderlich, dass der Chef selbst in die Bütt‘ geht.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was können die vier neuen Vorstände besser als die alten?
Es geht darum, unseren Transformationsprozess zu beschleunigen. Die vier neuen Kollegen haben ihre Fachfunktionen mit viel Energie angepackt. Sie bringen neue positive Impulse, was ich unheimlich schätze. Auf der einen Seite haben wir mit den Kollegen Wendelin Göbel und Peter Kössler zwei Audi-Urgesteine. Auf der anderen Seite sind mit Bram Schot und Alexander Seitz zwei tolle, international erfahrene Topmanager an Bord. Alexander Seitz war  in den letzten fünf Jahren bei SAIC. Somit knüpft er an dieser Stelle nahtlos an seine vorherige Funktion an. Insofern hat jeder der neuen Vorstände mit seinem Erfahrungshintergrund seinen ganz persönlichen Einfluss bei der Entscheidungsfindung und Umgestaltung.

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