AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie nehmen Sie Kosten aus dem neuen Golf heraus?
Ich bin für das Produkt als Ganzes verantwortlich. Mein Ziel ist es, ein innovatives und bezahlbares Auto für den Kunden zu bauen.

Die konsequente Kostenarbeit am Produkt von der frühen Phase bis in die Serie, z.B. durch Kostenklausuren und Target costing, wird weiterhin eine wichtige Quelle der Kostensenkungen bleiben, da haben auch wir kein „Geheimrezept“.

Zudem haben wir uns vorgenommen, dass wir zum neuen Golf nochmals deutlich weniger Varianten in der Produktion haben, ohne signifikant in die Vielfalt des Kundenangebots einzugreifen.

Wir wollen zudem zu Beginn der Entwicklung die Produktdefinition verbessern, um das Fahrzeug anschließend ohne große Veränderungen zum SOP zu bringen. Dadurch, dass wir uns sehr früh mit Innovationen und mit den Technologien beschäftigen, können wir sehr früh schon sagen, was wir für den neuen Golf brauchen und welche Produktinhalte zu welchen Rahmenbedingungen wir ermöglichen können. Das gibt uns Sicherheit, dass wir nach Freigabe des Konzeptes keine kurzfristigen und teuren Veränderungen erwarten müssen.

Nicht zuletzt ist unser großer Kostenvorteil im Konzern der Baukasten und die Module. Hierdurch erzeugen wir hohe Synergien die wir auch in Zukunft konsequent weiter ausbauen wollen.

AUOTMOBIL PRODUKTION: Wie wollen Sie die Komplexität reduzieren?
Die Komplexität in unseren Fahrzeugen kann man am besten beeinflussen, wenn man bereits sehr früh damit anfängt, die Varianten im Auge zu behalten - also noch bevor Kosten für die Entwicklung oder gar Werkzeugerstellung für die Varianten anfallen.

VW, Interview, Hell, Leiter Baureihen Compact
Bettina Mayer von der AUTOMOBIL PRODUKTION sprach exklusiv mit Herrn Hell. (Bild: VW)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Einer der bekanntesten Kostenfresser waren bei VW doch immer die vielen Motorvarianten….
Variantenreduzierung fängt bei Motoren- und Getriebevarianten an. Sie geht aber viel weiter, über Sitze und Lenkräder, Abgasanlagen und Schweinwerfer bis hin zur Anzahl von Türverkleidungen. Wir haben uns eine sogenannte Hunderter-Liste vorgenommen: 100 Bauteile, die ein Fahrzeug varianten- und kostenseitig am meisten beeinflussen. Diese Umfänge gehen wir gezielt durch und setzen uns bereits sehr früh Varianten-Targets.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie leiten Sie diese Varianten-Targets ab?
Das spannende an der Baureihenaufgabe ist, jetzt wirklich alles unter einen Hut zu bringen: die Vertriebsanforderungen nach möglichst viel Flexibilität und möglichst individuellen Fahrzeugen, die Anforderungen der Produktion nach möglichst schlanken Werken oder die Anforderungen der Entwicklung nach innovativen Technologien und technischen Synergien auf der anderen Seite. In der frühen Phase einen Konsens zu finden und in einem Varianten- oder Kostenziel zu verankern, das macht einen der Vorteile der Baureihe aus.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Endet Ihr Zuständigkeitsbereich an der europäischen Grenze oder sind Sie weltweit für die Compact-Baureihe verantwortlich?
Meine Verantwortung für die Baureihe Compact ist eine weltweite.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und wie wissen Sie künftig, was die chinesischen Kunden wollen?
Ein ganz wichtiges Thema. Wir wollen die Baureihenorganisation auch in die Regionen bringen und die Regionen müssen natürlich ebenfalls schon ab der Produktdefinition eingebunden werden. Das ist eine Sache, bei der wir ganz gezielt optimieren werden. Die Regionen werden in der frühen Phase wesentlich stärker involviert und bekommen mehr Verantwortung, damit wir für unsere Fahrzeuge in USA, in Brasilien oder in China die richtigen Entscheidungen treffen.

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