AUTOMOBIL PRODUKTION: Verraten Sie etwas mehr über die beiden China-SUV-Varianten?
Zunächst wird es ein etwas sportlicheres Kodiaq Derivat geben.  Außerdem haben wir ein Cross Over Modell entschieden, das den besonderen Marktverhältnissen in China Rechnung trägt. In China gibt es in gewisser Weise eine duale Marktstruktur. Wir sehen die etablierten und gut entwickelten Märkte der großen Tier-1- und Tier-2-Städte, hauptsächlich entlang der kaufkräftigen Küstenregion  vom Norden  über Shanghai bis nach Hongkong. Deren Wachstumspotenzial ist nach den Boomjahren und angesichts der dort bestehenden Fahrzeugdichte begrenzt und liegt in den nächsten Jahren eher im einstelligen Bereich. In den mittelgroßen Tier-3 bis Tier-5-Städten besteht hingegen hohe Nachfrage mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Die Kaufkraftverhältnisse sind dort etwas niedriger und  die Kunden haben andere Anforderungen an die Fahrzeuge als in den Megacities. Wir werden daher auf dem chinesischen Markt ein etwas günstigeres  Crossover-Modell anbieten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: In Amerika bringt VW den Cross Blue auf den Markt, der das größte MQB-Fahrzeug ist. Der Kodiaq ist ebenfalls ein MQB-Fahrzeug. Von was hängt es ab, ob und mit welchen Modellen Sie nach Amerika gehen?
Zunächst untersuchen wir erst einmal die Frage, ob ein Markteintritt für Skoda in Nordamerika überhaupt sinnvoll ist oder nicht. Bei der Betrachtung eines strategischen 10-Jahres-Zeitraumes können wir an einer so wichtigen Region wie Nordamerika nicht vorbeigehen. Nordamerika steht heute für etwa 25 Prozent des weltweiten Automobil-Absatzes. Als wir vor einigen Jahren entschieden haben, mit der Go-East-Strategie China, Indien und auch Russland zu bedienen, war das eine goldrichtige Entscheidung. Und jetzt schauen wir uns wieder Märkte an, auf denen wir bislang nicht präsent sind.

9,65 Rendite erlöste Skoda im ersten Halbjahr 2016

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie wollen innerhalb der nächsten 12 Monate eine Entscheidung fällen, richtig?
Wir haben keinen Zeitdruck und aktuell alle Hände voll zu tun: Unsere Produktion in Tschechien ist voll ausgelastet, unsere Produktionsstandorte laufen auf Hochtouren. Und auch in China haben wir uns sehr viel vorgenommen. Die Entwicklung von Skoda ist in den zurückliegenden 25 Jahren immer Schritt für Schritt erfolgt. Im Hinblick auf die weitere Internationalisierung machen wir es genauso. Wir erstellen zunächst eine Machbarkeitsstudie. Wie sehen etwa die regulatorischen Voraussetzungen aus, welches Fahrzeugkonzept ist erfolgsversprechend, welche Dienstleistungen sind zusätzlich erforderlich und mit welcher Vertriebsstruktur könnte man starten? Es liegt also ein strammes Programm vor uns und das Ergebnis ist völlig offen.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Hängt der Sinneswandel bezüglich Amerika mit der Neuausrichtung des VW-Konzerns zusammen?
Nein, das ist eine rein unternehmerische Initiative, die in der Entwicklung von Skoda begründet ist. Wir haben die Verantwortung, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Und dazu gehört eben auch die Analyse zukünftiger Marktchanen.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Anders herum gesagt: Das angestrebte Wachstum ist doch ohne USA-Markt gar nicht zu schaffen, oder?
Gleich wie und wo Wachstum stattfindet, am Ende muss jedes Projekt ein positiver Business Case sein. Das ist die Grundvoraussetzung. Mit der SUV-Offensive und unseren Aktivitäten in China sind die Weichen für weiteres Wachstum gelegt. Das gilt auch für andere Märkte.

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