Mercedes Benz, Produktionswelt
Quelle: Daimler, Grafik: AUTOMOBIL PRODUKTION

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist das eine Situation, die einen Produktionschef glücklich stimmt?
Der hohe Grad der Auslastung bedeutet, dass wir das investierte Kapital maximal nutzen. Betriebswirtschaftlich betrachtet ist das eine gute Situation. Aber es ist auch eine große Herausforderung, die Produktion in den Werken sechs Tage die Woche   zu fahren. Im Moment funktioniert das mit unserer Mannschaft hervorragend. Wir haben fast jeden Monat irgendwo auf der Welt einen Anlauf eines Derivats. Trotz dieses enormen Programms schaffen wir es, die Anläufe in der Welt erfolgreich und in Top-Qualität zu gestalten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Schritt halten mit dem Wachstum müssen Sie ja auch mit der Powertrain-Fertigung. Wie ist da die Entwicklung?
Ich sehe weiteres Potenzial in China. In unserem Ende 2013 eröffneten Motorenwerk haben wir im vergangenen Jahr rund 250.000 Aggregate produziert und die dortigen Kapazitäten gut ausgeschöpft. Weitere Kapazitäten werden wir im Einklang mit unserem Absatzwachstum bei Beijing Benz in Peking aufbauen.
Sie hatten mit dem ersten Motorenwerk angefangen, Komponenten aus China nach Europa zu exportieren. Wie entwickelt sich das?
Auch da ist der Powertrain mittlerweile nach einer Ära der Konzentration auf das Neckartal zu einem weltweiten Verbund gewachsen. Mit dem Motorenwerk mit Nissan in Tennessee, dem Motorenwerk in China und dem Lead-Werk Untertürkheim haben wir einen Verbund, in dem wir weltweit Teile austauschen – von Motorblöcken über Zylinderköpfe bis zu Komponenten für Kurbelwellen. Innerhalb des Verbunds gibt es nennenswerte Lieferungen aus China in die anderen Werke, aber das kann je nach Bedarf auch in die andere Richtung gehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Globalisierung ist eine Herausforderung, steigende Komplexität durch Konnektivität und autonomes Fahren eine andere. Welchen Einfluss hat das auf die Produktionsprozesse?
Klar ist, dass die Innovationszyklen in der Autobranche und damit auch in der Produktionstechnologie immer kürzer werden und die Geschwindigkeit dieser Entwicklungen weiter zunimmt. Wir haben heute ein globales Produktionsnetzwerk Mercedes-Banz Cars mit 26 Standorten. Dort werden eine Vielzahl von Modellen unterschiedlicher Produktgenerationen gefertigt. Das betrifft die Navigations- und Infotainment-Module oder die Elektrik/Elektronik-Architektur, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dass wir diese unterschiedlichen Architekturen gleichzeitig in einem Werk produzieren, wird zur Normalität werden. Und es wird darüber hinaus viel häufiger Updates geben. Wenn wir uns die S-Klasse anschauen, dann müssen die Fahrzeuge, die im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen vom Band laufen, mit allen Endgeräten und in allen Funktionalitäten auch in China oder in den USA in vollem Umfang funktionieren.

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