Albrecht Reimold, Produktionsvorstand Porsche, Exklusivinterview
Reimold, Porsche: "Mit Big Data-Analysen verzeichnen wir bereits erste Erfolge bei der Optimierung von externen Logistikzuläufen." (Bild: Porsche/Marco Prosch)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Zoomen wir einmal die Automatisierungsseite heran. Inwieweit beschäftigen Sie sich als Produktionsvorstand mit Themen der Smart Factory, mit Industrie 4.0?
Ganz intensiv – und das auch nicht erst jetzt mit dem neuen Panamera. Die Porsche Produktion ist schon lange eingehend vernetzt, was die Fabriksteuerung unter Echtzeitdatenverarbeitung angeht. Mit der Porsche Produktion 4.0 werden wir das künftig ausweiten. Beispielsweise auf die intelligente Auswertung von Daten aus dem laufenden Betrieb unserer Karosseriebauanlagen, die dann der Planung vorbeugender Instandhaltungsmaßnahmen zugrunde gelegt werden können.
Ins Spiel kommen auch Big Data-Analysen. Auf diesem Weg verzeichnen wir schon erste Erfolge bei der Optimierung von Logistikzuläufen externer Lieferanten. Mit Big Data lassen sich auch Daten aus Anlagen- und Prozessanläufen verwerten und damit sozusagen zum Feintuning der Betriebsparameter in deren Steuerung nutzen. Ein drittes Thema ist, das kommunikative Umfeld der operativen Mitarbeiter mit Hilfsmitteln wie Datenbrillen, Augmented Reality, Pick-by-Light-Systemen auszustatten, um deren Arbeit effizient, sicher und so einfach wie möglich zu gestalten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Beispiele gibt es für die konkrete Umsetzung der Porsche Produktion 4.0?
Bei der Durchführung und Dokumentation von Verschraubungsprozessen haben wir heute schon die Unterstützung der Elektronik und der Digitalisierung. Die Zeiten der Papierstapel sind für uns längst vorbei.
Wir legen keine Blätter mehr ab, sondern speichern die Daten von Schraubvorgängen. Sie sind jedem einzelnen Fahrzeug zuzuordnen und können dann auch immer wieder abgerufen werden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wieweit ist die neue Panamera Fertigung ins Konzernproduktionsnetzwerk eingebunden?
Die Fertigung dieses Fahrzeugs baut ja auf dem modularen Sportwagenbaukasten MSB auf. Da hat Porsche die Rolle als Lead-Entwickler inne und dementsprechend steht es natürlich jeder Marke frei, auch Fahrzeuge auf diesem Baukasten zu konzipieren. Wir sind im Moment nur für uns aufgestellt, aber es gibt noch genügend Flexibilität, um da auch andere Konstellationen anzudenken.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche Konstellationen wären das?
In unserem neuen Karosseriebau haben wir Vorhalt für insgesamt sechs Derivate geschaffen. Und Ideen haben wir noch genügend. Deshalb kann unser Karosseriebau in den Hauptstationen, wo es teilweise auf unterschiedliche Radstände ankommt, sich auf bis zu sechs verschiedene Produkte einstellen. Es ist sowieso ein Trend, dass Karosseriebau nicht mehr solitäre Karosseriebauten meint, sondern man konzipiert flexible Karosseriebauten –  das Thema Elektrifizierung lässt grüßen. Wir sind nicht mehr rein auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren fixiert, sondern wir denken auch da schon voraus. Hersteller, die sich auf solitäre Linien festgelegt haben, kämpfen nun mit dieser konzeptionellen Starrheit.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche weiteren Investitionen für das Werk Leipzig haben Sie in der Schublade?
Wir werden auch in Zukunft pro Jahr in etwa 100 bis 150 Millionen Euro in diesen Standort investieren. Natürlich ist in den nächsten ein, zwei Jahren Zuffenhausen ein klarer Schwerpunkt, was das Modell „Mission E“ angeht, aber Leipzig ist auf keinen Fall Priorität 2. Hier geht es jetzt jedoch darum, die Investitionen der vergangenen Jahre zu konsolidieren und in der genannten Größenordnung weiter auszubauen, um auf zukünftige Anforderungen vorbereitet zu sein.

Zur Person Albrecht Reimold

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