AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie haben seit Jahren eine starke Allianz mit Nissan und inzwischen ist ja auch von einer Fusion die Rede. Einkauf, Produktion und Modellpolitik sind bereits eng verzahnt. Ausgerechnet in der kostenintensiven Elektromobilität ist jeder seinen eigenen Weg gegangen. Wie sieht es in Zukunft aus?
Als jeder für sich begonnen hat bei der Entwicklung der E-Mobilität, war der Reifegrad der Allianz ganz anders. Wir standen ganz am Anfang und wussten nicht, welche Technologie die richtige ist, die richtigen Anbieter bei den Batterien, die Ladesysteme. Jeder hat im Prinzip seinen Ansatz ausprobiert. Nicht vergessen darf man, dass die Allianz einen sehr pragmatischen Ansatz verfolgt hat. Wenn ein Projekt keinen Sinn machte oder nicht beide Unternehmen vom Sinn einer gemeinsamen Position überzeugt waren, dann haben wir nie eine Kooperation erzwungen. Dennoch haben wir jetzt viel mehr Erfahrung und die Reife der Allianz hat sich verbessert und gesteigert. Jetzt sagt uns unser Pragmatismus, dass es sehr viel Sinn macht, bei der nächsten Generation unserer EVs stärker zusammenzuarbeiten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie weit wird die Vereinheitlichung gehen?
Wir werden eine Plattform für EVs auf Allianzebene haben, wir entwickeln eine EV-bezogene Plattform mit dem Namen CMF-EV. Diese wird von Renault und Nissan geteilt. Wir entwickeln außerdem eine neue Generation von E-Motoren, die gemeinsam für Renault und Nissan produziert werden.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Habe ich das richtig verstanden: Sie bauen eine EV-Plattform für alle Allianzmodelle auf und eine Motoren-Plattform für alle Allianzmodelle?
So ist es. In der nächsten EV-Generation werden wir eine hohe Anzahl an Komponenten innerhalb der Allianz teilen.

Gilles Normand: "Die gemeinsame EV-Plattform wird die F&E-Kosten um 40 Prozent reduzieren, die Produktionskosten um 30 Prozent".
Gilles Normand: "Die gemeinsame EV-Plattform wird die F&E-Kosten um 40 Prozent reduzieren, die Produktionskosten um 30 Prozent". (Bild: Frank Volk)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Die Fahrzeuge werden also auf einer Architektur gebaut und lediglich ein etwas anderes Design erhalten?
Nicht nur ein wenig anders. Alles, was für den Kunden sichtbar sein wird, wird klar unterschieden, um die Markenidentitäten zu behalten. Ein Auto von Renault bleibt ein Auto von Renault und ein Auto von Nissan bleibt ein Auto von Nissan. Alles, was für den Kunden unsichtbar ist, Plattform, Achsen, Batterien, E-Motor, wird vereinheitlicht.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wann werden wir die ersten Autos mit dieser gemeinsamen Plattform sehen?
Wir haben zu diesem Zeitpunkt noch nichts offengelegt, aber das Ziel liegt vor 2022.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist diese gemeinsame Architektur der Schlüssel, um Ihr Ziel zu erreichen, bereits in wenigen Jahren kompakte EVs zu vergleichbaren Preisen wie Verbrenner anbieten zu können?
Ja. Nehmen Sie zum Beispiel die Batterien. Über unsere Einkaufsorganisation werden wir die Batterien um etwa 30 Prozent je €/kWh senken. Dann werden wir gemeinsam einen neuen E-Motor entwickeln, den wir selbst herstellen. Das Ziel ist, die Kosten 20 Prozent unter der aktuellen Generation zu halten. Dann werden wir gemeinsame Plattformen nutzen, die wir auch gemeinsam entwickeln. Dies wird die Forschungs- und Entwicklungskosten um 40 Prozent und die Produktionskosten um 30 Prozent reduzieren. Das sind schon sehr große Zahlen.

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