Zur Person Gilles Normand

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie entwickeln auch die Batteriezellen selbst?
Nein, wir montieren die Batterien. Die Batteriezellen erhalten wir über Lieferanten. Unser Part ist die Montage der Gehäuse und das Managementsystem.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Für Sie ist das also kein Problem, die Kompetenz bei der Zellentwicklung asiatischen Unternehmen zu überlassen?
Natürlich würden wir europäische Batteriehersteller begrüßen. Aber die müssten wettbewerbsfähig sein bezüglich Kosten, Technologie und Qualität. Nun kann man natürlich viele Milliarden investieren, um bei der aktuellen Technologie gegenüber den Koreanern und Chinesen aufzuholen. Das ist nach unserer Auffassung nicht sinnvoll.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Warum nicht?
Weil wir bereits auf dem Weg sind, die nächste Batteriegeneration zu entwickeln, bei der es sich um einen Festkörper handelt, eine Batterie, die ohne Kobalt und andere Seltene Erden auskommt und die viel stabiler in Bezug auf Temperatur ist. Im ungünstigsten Fall sind wir, wenn wir jetzt in den Aufbau einer Zellfertigung investieren, damit soweit, wenn wir diese aktuelle Technologie nicht mehr brauchen. Ich kann natürlich auch falsch liegen, nach meiner Überzeugung ist es aber schlauer, gleich auf die neue Technologie aufzuspringen, als bei der alten hinterher-zulaufen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie kaufen also State-of-the-Art-Batterien und konzentrieren sich in der Entwicklung auf die nächste Batteriegeneration?
Das wäre mein Vorschlag. Die aktuelle Generation ist gut, denn die aktuelle Generation ist sicher, hat ein gutes Haltbarkeitslevel und ist angemessen erschwinglich. Aber sie hat auch Schwächen. Auf der technischen Seite ist es die Temperaturempfindlichkeit der Lithium-Batterien, auf der kaufmännischen und gesellschaftpolitischen Seite ist es die Abhängigkeit von Kobalt und Nickel. Bei den Kobaltvorkommen sind wir vom Kongo abhängig, bei der Veredelung von China.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und Renault-Nissan ist bei der Entwicklung dabei?
Sie können sich vielleicht daran erinnern, dass wir im Jahr 2009 auf Allianzlevel vier Milliarden Euro in die Entwicklung der EV-Technologie investiert haben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Leute erstaunt über diesen verrückten Betrag. Wenn Sie all die Investitionen von Wettbewerbern zusammennehmen für nicht allein elektrische, aber elektrifizierte Fahrzeuge, dann überschreiten wir 90 Milliarden Euro. Das bedeutet, jeder arbeitet nun daran. OEMs, Lieferanten, Startups. Mein E-Mail-Postfach ist überfüllt mit Post von Startups, die mich jeden Tag bezüglich eines neuen Durchbruchs kontaktieren. Batterietechnologie ist in aller Munde. Ich bin sicher, der Durchbruch wird kommen, und zwar schneller, als wir uns das jetzt vorstellen können.

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