Bräunig, VDA-Geschäftsführer, Exklusiv-Interview

Klaus Bräunig, VDA-Geschäftsführer: "Auf dem Mittelstandstag haben wir unsere mittelständischen CEOs mit den Start-ups zusammengebracht." (Bild: VDA/Peter Himsel)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Der VDA hat alle Hände voll zu tun: Digitalisierung, Elektrifizierung, neue Mitglieder aus dem Start-Up-Business und jetzt kommen zum Dieselskandal auch noch mehrere Themen für die Zulieferer-Hersteller-Zusammenarbeit hoch. Wo liegen Ihre Prioritäten?
Der VDA leistet mehr Unterstützung für seine Mitglieder denn je – gerade zu den prioritären Herausforderungen, die unsere Industrie gleichzeitig zu meistern hat: die Optimierung der klassischen Antriebe, die Elektromobilität, die digitale Transformation der gesamten Branche – bei härterem Wettbewerb und stärker wachsender Globalisierung. Natürlich hat die Softwaremanipulation die Branche Glaubwürdigkeit gekostet. Der VDA ist heute mehr denn je gefordert, auch im Verhältnis Hersteller-Zulieferer. Aber nach meinem Eindruck versammeln sich die Mitglieder auch mehr denn je hinter ihrem Verband. Gemeinsam erreichen wir mehr – für alle unsere Herstellergruppen. Es ist wie im Sportverein: Entweder Sie fördern als Mitglied den Sport und beteiligen sich an der Finanzierung des Clubhauses, oder Sie gehen auf den Platz und spielen mit. Dann machen Sie mehr aus Ihrer Mitgliedschaft, sind sportlicher, aber auch der Verein spielt in einer anderen Liga.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was heißt das konkret für die Arbeit des VDA mit Blick auf die vielen mittelständischen Unternehmen im Verband?
Ohne Zulieferer geht nichts, auch im VDA. In den letzten Jahren sind sie nach meinem Eindruck im Verband stärker positioniert. Vor allem über die Zulieferer hat der VDA seine hohe Mitgliederzahl gesteigert,  trotz mancher Konsolidierung in der Branche. In den Projekten des VDA, z. B. aktuell zum Datenaustausch, sind sie auf Augenhöhe mit den Herstellern.

Denn Digitalisierung ist ein zentrales Thema für alle unsere Mitgliedsunternehmen. Unser Engagement für den modernen Diesel und die Elektromobilität gilt der gesamten Wertschöpfungskette, ebenso unsere Vorarbeiten mit beiden Herstellergruppen für einen neuen Rechtsrahmen für das vernetzte und automatisierte Fahren. Auf dem VDA-Mittelstandstag haben wir unsere mittelständischen CEOs mit Start-up-Unternehmen zusammengebracht, dort wurden Themen direkt untereinander auch in Workshops diskutiert, und immer beteiligt sich bei diesem KMU-Event ein OEM auf Vorstandsebene. So nutzen Mitglieder ihren VDA als Plattform zu konstruktiven und kontroversen Diskussionen für neue Lösungsansätze.

Wichtig sind mir unsere Initiativen, Mittelständler auf wichtige Auslandsmärkte aufmerksam zu machen. Die deutschen Gemeinschaftsstände auf wichtigen Auslandsmessen sind ein gutes Instrument gerade für KMU. Seit 2011 haben wir das Instrument der VDA Round Tables in China etabliert, zusätzlich seit 2014 unser VDA Office China als Bürogemeinschaft mit dem QualitätsManagementCenter (VDA QMC China).

Im Dezember lade ich zum zwölften Mal chinesische CEO unserer Zulieferer zu diesem Fachgespräch und Informationsaustausch ein sowie wieder den Einkaufschef eines OEM dazu. Die deutschen Automobilhersteller unterstützten das von Beginn an, seit einiger Zeit nehmen Einkaufsvorstände internationaler und chinesischer Hersteller dieses Angebot ebenfalls an, ihre Lieferantenstrategie zu erläutern.

Auch In Mexiko haben wir 2015, auf Wunsch unserer Mitglieder, einen solchen Round Table gestartet, gemeinsam mit der dortigen Auslandshandelskammer, bei sofort hoher Beteiligung. Unsere OEM engagieren sich hier ebenfalls: Beim ersten Round Table wirkte Alfons Dintner, Audi Mexico, mit, beim zweiten Hermann Bohrer, BMW Werk Mexiko. Für den nächsten Round Table im Januar hat Daimler zugesagt. Ich wünsche mir hier noch mehr tier2-Zulieferer, die von diesem Angebot zur Vernetzung Gebrauch machen.

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