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(Bild: ZF Friedrichshafen)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Planen Sie das R&D-Budget in den nächsten Jahren zu erhöhen?
Wir erhöhen unser R&D-Budget parallel mit dem Wachstum. Wir wollen es bei rund fünf Prozent des Umsatzes halten. Es kann sein, dass wir für die Entwicklung softwarelastiger Funktionalitäten in der Zukunft auch mal darüber liegen, aber wir wollen die Balance halten. Es geht  nicht darum, die Rentabilität von Jahr zu Jahr zu steigern, sondern vor allem weiter in Technologien zu investieren.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr neuer Partner Nvidia investiert ein Drittel seines Umsatzes in R&D…
Nvidia besitzt ja auch keine eigenen Werke. Das ist eine Tech-Company wie Apple oder Microsoft. Solche Unternehmen müssen nicht so sehr in die Weiterentwicklung ihrer Produkte und deren Produktion investieren. Unsere Entwicklung dagegen arbeitet zum großen Teil am bestehenden Produktportfolio. Wenn ich keine eigene Fabrik habe, brauche ich diese Weiterentwicklung nicht und kann mich ausschließlich auf ganz neue Produkte konzentrieren. Für uns besteht die Herausforderung darin, diese beiden Welten zusammenzubringen: Auf der einen Seite die herkömmliche, getaktete Welt der Fabriken, die viele Investitionen schlucken – und auf der anderen Seite mit schnellen und extrem flexiblen Unternehmen mit zu halten, die sich ausschließlich um neue Themen kümmern.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie kriegen Sie das trotzdem hin?
Wir lernen zunächst einmal von Nvidia. Wir müssen uns an der Schnittstelle, an der wir mit Nvidia zusammenarbeiten, auch genauso aufstellen. Da bedarf es sicherlich einer anderen agileren Arbeitsweise, die durchaus Spannung im Unternehmen erzeugt. Wir wollen ZF nicht irgendwo in der Mitte zerreißen oder eine Zellteilung betreiben. Aber wir müssen – wollen wir in der neuen Welt beim Thema autonomes Fahren oder Künstliche Intelligenz mitspielen – einfach schnell agieren.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Nvidia will über Sie in neue Bereiche gehen – zum Beispiel in die Nutzfahrzeuge…
Man darf nicht in Blöcken denken. Die neue Welt ist ein vernetztes Ökosystem. Jen-Hsun Huang ist nicht nur CEO und Gründer von Nvidia – er ist ein Artificial Maniac! Er will Artificial Intelligence in alle Branchen bringen und sieht Partner, die ihm dabei helfen können. ZF kann Baumaschinen, Landmaschinen und Nutzfahrzeuge und in einem bestimmten Umfang für unsere Kunden auch Pkw. Andere Kooperationspartner dagegen vernetzen zusätzlich noch Gebäude, Arbeits- und Haushaltsgeräte. Auch das ist ein großes Geschäftsfeld für künstliche Intelligenz. Insofern macht es Sinn, dass sich Nvidia zum Beispiel auch mit Bosch zusammen tut. Das sehen wir als ZF völlig unkritisch. Demnächst geht  Nvidia vielleicht zu einem Roboterhersteller. Überall da, wo Künstliche Intelligenz Wert stiftet, wird Jen-Hsun Huang auftauchen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Eines Ihrer strategischen Ziele ist eine ausbalancierte Marktposition. Wo steht ZF?
Wir sind gerade dabei die Marktpositionen neu zu quantifizieren – nun inklusive TRW. Wir haben uns vorgenommen, bis 2025 rund 30 Prozent des Umsatzes in Asia-Pacific zu machen. Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt, etwa bei 20 bis 21 Prozent. Wir wollten 40 Prozent Marktanteil in Europa behalten und bei rund 30 Prozent in Nordamerika bleiben.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ein weiteres strategisches Ziel heißt „finanzielle Unabhängigkeit“. Was ist gemeint?
Wir müssen das, was wir investieren wollen, zunächst selbst verdienen. Wir können nicht –- wie eine börsennotierte AG – ein paar Aktien emittieren, wenn wir Geld für ein neues Getriebewerk in Nordamerika benötigen. Wenn wir Wachstum finanzieren müssen, haben wir keinen Gesellschafter, der uns Geld geben kann.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie wollen auch weniger Bankenkredite aufnehmen?
Wir wollen die Verschuldung konsequent zurückfahren und sind dabei auf einem guten Weg. Unser Ziel ist, Ende 2017 einen Leverage „kleiner 1“ zu haben. Das heißt, wir wollen die Netto-Schulden auf ein Niveau unterhalb des jährlichen EBITDA fahren.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Warum ist das wichtig?
Unser Ziel ist, von den Rating Agenturen wieder als Investment Grade bewertet zu werden.

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