Daimler hat erst vor kurzem im Bereich PLM ein groß angelegtes Projekt abgeschlossen. Vorher hatte jede Abteilung ihre eigene Software genutzt, was zu einem wahren PLM-Flickenteppich geführt hatte. Dieser wurde durch ein durchgängiges konzernweites System ersetzt. Mehr als 6 000 Mitarbeiter nutzen jetzt das System.

„Eine Harmonisierung in diesem Bereich ist sicher eine wichtige Voraussetzung, um Industrie 4.0 umzusetzen“, stellt Michael Gorriz klar, der bis vor kurzem noch als CIO für die IT des schwäbischen Autobauers verantwortlich war und den Abschluss des Projekts quasi als letzte Amtshandlung verkündete. Grundsätzlich entwickelt sich die Digitale Fabrik laut Gorriz bei Daimler stetig weiter. Die Produktion sei sehr nah an der Produktentwicklung.

Professor Thomas Bauernhansl
„Die digitalen Modelle müssen echtzeit- sowie lernfähig gemacht werden“, sagt Professor Thomas Bauernhansl. (Bild: Fraunhofer IPA)

Maserati nutzt bereits eine umfassende Plattform, wie sie die großen PLM-Anbieter im Portfolio haben. Im Fall von Maserati ist es Siemens-Technologie, die Produktentwicklung und Fertigungsplanung zusammenführt. Der Münchener Konzern stellt unter anderem die CAD-Software, mit dem die Fahrzeugkomponenten entwickelt werden, das System für die Simulation der Fertigungsprozesse sowie die Automatisierungstechnik für die Produktionsanlage. Die Planung, Optimierung und Überwachung der Vorgänge während der Fertigung erfolgt mit dem MES von Siemens.

Mit der IT-Plattform des Siemens-Konkurrenten Dassault Systèmes arbeitet der westfälische Landmaschinenhersteller Claas. Wichtige Komponente dabei ist nach Angaben des Anwender­unternehmens das einheitiche Daten­-
management. Alle beteiligten Mitarbeiter können auf denselben Satz an Produktdaten zugreifen – unabhängig davon, an welchem Firmenstandort sie tätig sind. Die verschiedenen Disziplinen, die an der Entwicklung des Endprodukts beteiligt sind, finden auf der Plattform zusammen. Maschinenbauer, Elektro­ingenieure und Hydrauliker haben simultanen Zugriff auf einen Entwurf und sie können zeitgleich daran arbeiten.

So sind in vielen Unternehmen also bereits die Grundlagen für Industrie 4.0 gelegt. Um jedoch die vierte industrielle Revolution tatsächlich Realität werden zu lassen, wird es noch einige Zeit und viel Arbeit benötigen. Die Prognosen der Experten pendeln zwischen fünf und 20 Jahren, wenn man diese nach dem Zeithorizont fragt – abhängig davon, mit wem man spricht und um welche Anwendungen es geht.

Im Zusammenspiel der einzelnen Instanzen – also neue Technologien, Arbeitsorganisation, Produktionssysteme und Software – gebe es noch am meisten zu tun, meint Barth. „Hier ist eine enge Zusammenarbeit in Form strategischer Projekte notwendig“, sagt der Manager und pointiert: „Nur so kann Industrie 4.0 ein Erfolg werden.“

Markus Strehlitz aus der Zeitschrift "Automobil Produktion"

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