Britische Flagge

Großbritannien könnte unter einer Anzahl von Zöllen leiden, noch bevor sie ihre Produkte überhaupt endgefertigt hat, sorgt sich der britische Branchenverband SMMT. (Bild: Pixabay)

Noch ist der Handel zwischen den Briten und der Europäischen Union (EU) zollfrei. Aber ohne einen Nach-Brexit-Pakt mit der EU könnten die Autofirmen gemäß Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) von neuen Zöllen in Höhe von bis zu 10 Prozent betroffen sein. Etwa 59 Prozent der für ein durchschnittliches britisches Auto verwendeten Komponenten stammten aus dem Ausland, vorrangig von EU-Ländern, erläutert Mike Hawes, seines Zeichens Chef der Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT).

Zölle sind große Herausforderung

Premierministerin Theresa May deutete bereits Pläne an, sowohl den Gemeinsamen Markt als auch die Zollunion zu verlassen, so dass die WTO-Regeln greifen würden. "Die Zölle zu verkraften, wird eine Herausforderung", sorgt sicht Hawes. Viele britische Hersteller arbeiteten mit Gewinnmargen von zwei bis vier Prozent, was mit einer höheren Kostenbasis nur schwer zu halten sein dürfte.

Aller Voraussicht nach müssen die Produzenten höhere Abgaben auf mehreren Stufen des Fertigungsprozesses hinnehmen, was die Kosten tendenziell nach oben triebe. Großbritannien exportiert nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Motoren und andere Komponenten, so dass EU-Autobauer ebenfalls betroffen sein könnten, denen die Briten zuliefern. Mit der Pfund-Abwertung nach dem Brexit-Referendum gingen die Produktionskosten bereits nach oben. Im Schnitt erhöhten sich die Preise um 1,5 bis drei Prozent, berichtet Analyst Ian Fletcher von IHS Markit.

Britische Autos gehen vorwiegend ins Ausland

Rund 80 Prozent der im Land gefertigten Autos gehen in den Export. Und 86 Prozent der in Großbritannien verkauften Fahrzeuge kommen auch wiederum aus dem Ausland. Die Briten produzierten 2016 rund 1,7 Millionen Autos - so viel wie seit 1999 nicht mehr. Entweder die Hersteller wälzten am Ende die gestiegenen Kosten auf die Kunden ab oder beziehen mehr Vorleistungen aus dem Inland, schildert Fletcher die Lage. "Die Einführung von Zöllen könnte Einfluss darauf haben, welche Art von Modellen in Großbritannien gebaut werden." Laut Hawes wäre zugleich die Verlagerung von Fertigung ins Ausland keine brauchbare Kurzfristlösung. Schließlich brauchten die Hersteller vier Jahre für die Entwicklung neuer Autos.

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