Wieder einmal hat die kleine Daimler-Marke Smart mächtig gewackelt - und wieder einmal fiel sie nicht. Bereits beim letzten Smart war klar, dass Daimler seine Kleinwagenmarke nicht ohne fremde Unterstützung in die nächste Generation bringen konnte. Gemeinsam mit Kooperationspartner Renault wurden Smart Fortwo und unter französischem Druck gezwungenermaßen Smart Forfour als technischer Zwilling des Renault Twingo Realität. Mittlerweile hat Renault-Nissan mehrfach öffentlich bekundet, dass man sich aus der Kooperation mit den technikverliebten Schwaben zurückziehen und zukünftig bei den kleinsten Modellen eher wieder eigene Wege einschlagen wolle. Ganz überraschend kam die Nachricht nicht und so war man bei Daimler entsprechend vorbereitet. Über mehrere Monate sprach man mit verschiedenen Marken über eine gemeinsames Entwicklungsengagement und etwaige gemeinsame Modelle - betont klein und alle voll elektrisch.

Jetzt kann Daimler endlich Vollzug melden. Zusammen mit Geely, die mittlerweile fast zehn Prozent des Stuttgarter Konzerns besitzen, wird Ende des Jahres zu gleichen Teilen ein neues Smart Joint Venture gegründet. Sitz der deutsch-chinesischen Marke wird China, wo die Autos entwickelt, produziert und in alle Welt exportiert werden sollen. Die neue Generation der elektrischen Smart-Modelle soll 2022 auf die verschiedenen internationalen Märkte kommen. Während Mercedes das Design und Marken-DNA einbringt, wird die neue Smart-Generation von Geely entwickelt und später auch in China produziert. Fest steht bereits jetzt, dass es nicht bei einem zweisitzigen Kleinstwagen bleiben wird. Geplant sind mehrere - rein elektrische - Fahrzeuge bis hinauf ins B-Segment und hier steht erstmals wohl auch die Umsetzung des seit mehr als 15 Jahren immer wieder ins Gespräch gebrachten Smart-SUV an.

Bleibt abzuwarten, ob Daimler die aktuelle Smart-Produktion in Hambach (Smart Fortwo) und Novo Mesto (Smart Forfour) bis zur Einführung der neuen Generation in drei Jahren aufrecht erhalten wird oder unter Umständen doch noch vorher auslaufen lässt. Im Sommer soll eine Modellpflege dafür sorgen, dass die aktuellen Fahrzeuge Smar Fortwo und Forfour ihre Attraktivität noch eine gewisse Zeit behalten. Für das Werk in Hambach steht bereits ab kommendem Jahr unter anderem die Produktion des elektrischen Mercedes EQ A an, die die ausgeschiedene Smart-Chefin Annette Winkler noch gesichert hatte. Der Aufsichtsrat des neuen Smart Joint Venture wird zu gleichen Teilen mit sechs Führungskräften von Daimler und Geely besetzt. Daimler ist mit Hubertus Troska, Britta Seeger und Markus Schäfer vertreten, während das chinesische Gegenüber Li Shufu, An Conghui und Daniel Donghui Li einbringt. Bleibt die Frage, wohin der Weg für die noch junge Smart-Chefin Katrin Adt führen wird. Sie hatte in den vergangenen Monaten an den Vorbereitungen des Joint Ventures mitgearbeitet, findet aber in der neuen chinesischen Smart-Struktur wohl keinen Platz mehr.

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