Trotz des Booms für SUVs, die wegen ihres höheren Gewichts und Luftwiderstands prädestiniert sind für Dieselantriebe, sackt die Attraktivität des Diesel-Pkw im deutschen Automarkt deutlich ab. So betrug der Dieselmarktanteil in den ersten acht Monaten dieses Jahres nur noch 46,8%. Dies ist der schlechteste Marktanteil und der stärkste Rückgang seit dem Jahr 2012. Die Daten gehen aus einer neuen Untersuchung des CAR hervor.
Demnach sprechen alle Anzeichen dafür, dass sich die negative Entwicklung in den nächsten Jahren eher verstärkt statt abgemildert fortsetzt. "Es sieht so aus, als würden immer mehr Neuwagenkäufer die Geduld mit den Stickoxid-Abgaswerten neuer Diesel-Pkw verlieren", vermutet CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer. Selbst moderne Euro 6 Dieselmotoren zeigen im realen Fahrbetrieb deutlich schlechtere Abgaswerte als die schönen Katalogangaben, die auf Testständen unter wirklichkeitsfernen Methoden gemessen werden. Für zusätzlich Verunsicherung beim Käufer sorge die jüngste Veröffentlichung von Messergebnissen der deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Dieses betont nennt explizit die Einführung von Fahrverboten für Diesel-Pkw als mögliche Reaktion auf zu hohe Emissionswerte.
Am stärkste leiden unter dem Rückgang die Diesel-lastigen deutschen Autobauer. Mit Ausnahme von Ford verlieren siedeutlich stärker Marktanteile beim Diesel als der Gesamtmarkt. So ist der Dieselanteil der Marke Audi im Jahre 2016 um 1,7 Punkte auf 66,3% gesunken. Bei BMW-Mini betrug der Rückgang gar 3,8 Punkte. Damit beträgt der Dieselanteil bei BMW-Mini im deutschen Automarkt nach acht Monaten 66,3%. Bei Mercedes-Smart ist der Dieselmarktanteil auf 50,8% gesunken, bei Opel auf 28,2%, bei Porsche trotz neuem SUV-Macan auf 33,2% und bei VW auf 51,5%. Die hochgepriesene Zukunftstechnologie der deutschen Autobauer verliert "immer mehr Federn", so Dudenhöffer in seiner Analyse. Als Auslöser der Entwicklung macht er eindeutig den VW-Abgasskandal aus.
Fazit des CAR-Direktors: Ein Jahr nach dem VW-Skandal deutet sich Abschied vom Diesel an. In den nächsten Monaten müsse man mit weiteren Gerichtsurteilen gegen den Diesel rechnen. Sobald die erste Durchfahrtsperre ausgesprochen wird, werden auch die Gebrauchtwagenpreise für Diesel-Pkw fallen, prognostiziert Dudenhöffer. Das bedeute höheren Wertverlust und damit auch beim Leasing höhere Raten. Damit dürfte dann auch das so wichtige Firmengeschäft in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei Firmenfahrzeugen hat der Diesel eine besondere Rolle.