Das Urteil der anwesenden Aktionäre auf der BMW-Hauptversammlung in München war im Großen und Ganzen milde für Vorstand und Aufsichtsrat und die Zahl der Wortbeiträge für eine HV relativ gering. Kritisiert wurde allerdings mehrfach das Nachlassen bei den Entwicklungen nachhaltiger Antrieb. Vor allem die E-Mobilität bot Anlass zur Diskussion. Zum Beispiel kritisierte Daniela Bergdolt von der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) e.V., dass BMW bei der E-Mobilität das Tempo raus genommen hat und damit droht den Anschluss zu verlieren.
Nicht nur bei Frau Bergdolt war das Thema virulent, auch in anderen Wortmeldungen kam immer wieder die Besorgnis durch, dass BMW sich bei der Nachhaltigkeit nach guter Vorlage abhängen lässt. Das siehe BMW-Chef Harald Krüger natürlich anders. Der Wandel zur E-Mobilität ist oberste Priorität verteidigte Krüger die Politik bei den Elektronantrieben. Aber es wäre ein Marathon. Und er fühle sich nicht im Rückwärtsgang-Modus, entgegnete Krüger. Auf die kritische Frage, ob CarSharing nicht ein Zuschussgeschäft sei, antwortete er, das der Dienst Drive now profitabel ist.
Der BMW-Vorstandsvorsitzender stellte sich auch den Fragen zum Thema Diesel: Krüger betonte die Notwendigkeit des Diesels. Im ersten Quartal lag der Dieselanteil bei BMW bei 37 Prozent, bei einem leichten Rückgang in Europa. In Deutschland sind der Anteil an Dieselantrieben jedoch immer noch 64 Prozent.
Zum Status quo der Vertragseinhaltung des vom Wettbewerber Tesla übernommenen Zulieferer Grohmann sagte Krüger, dass Grohmann die Vertragsverpflichtungen erfüllt und das gelte auch für den Know-how-Schutz.
Brexit: Britischer Standort bleibt vorerst
Die Besorgnis über die Auswirkungen des EU-Austritts Großbritannien und der steigenden Gefahr von protektionistischen Maßnahmen in den USA versuchte Krüger zu zerstreuen. Beim Brexit, dem viertgrößten Markt für BMW, sei man sehr an einer Einigung zwischen EU und Großbritannien interessiert, so dass der Standort in der bisherigen Form erhalten bleibt. Eventuelle Zölle würden natürlich hohe Kosten verursachen und Just-in-time wäre gefährdet. Bis dahin gelte: Business as usual.
Grundsätzlich gilt aber das Prinzip Wertschöpfung folgt dem Markt. Das gelte für jede Absatzregion. Auch in den USA bereite man sich auf alle Szenarien vor. Aber an den Plänen für das neue Werk in Mexiko würde sich nichts ändern. Ansonsten würde der Neuwagenmarkt der USA durch die Wirtschaftsdaten unterstützt.
Auch Rechnungsprüfer KPMG war aufgrund des langen Mandants Gegenstand einer Aktionärsnachfrage. Man äußerte Bedenken, ob bei einem Rechnungsprüfer nach zehn Jahren nicht eine gewisse Nähe besteht, um die Aufgaben noch neutral zu bewerkstelligen. Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Reithofer verneinte das und sprach KPMG das Vertrauen aus.
Bei der Anfrage wie man wachsenden Vorstandsbezüge begegnen wolle, sagte Reithofer die bislang gefahrene Politik sei zur Vermeidung ausufernde Gratifikationen ausreichen. Schon seit einigen Jahren wurden die Vorstandsbezüge bei einer Obergrenze von 10 Millionen Euro beschlossen. Bisher wurde diese aber noch nie erreicht.
Was gab es sonst Neues? Frisches Blut auch für den Aufsichtsrat. Aufgrund des Erreichen der Altersgrenze von 70 Jahren scheidet Professor Henning Kagermann aus. Seinen Platz nimmt Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstand von Thyssen Krupp, ein.