AUTOMOBIL PRODUKTION: Dann ist HERE für Sie ein Zulieferer wie jeder andere auch?
Auf jeden Fall. Zwischen uns und HERE existiert eine normale Lieferantenbeauftragung. Das machen wir wie immer. Da zählt das beste Angebot. Als Shareholder von HERE wollen wir, dass diese Firma bestmögliche Services anbietet, die dann wiederum interessierte Kunden nutzen. Wir sind Kunde und Teilhaber, wollen vor allem aber, dass HERE zu den Branchenbesten gehört.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie sitzen bei HERE sogar im Aufsichtsrat. Wann sehen Sie Ihren Return-of-Investment?
Die Firma hat ein großes Stammgeschäft. Wir sprechen hier von einer Firma, die gut funktioniert, mit inzwischen über 8.000 Mitarbeitern weltweit und die finanziell auch gut unterwegs ist.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Also HERE verdient schon richtig Geld?
Sie sind gut unterwegs.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr Investment für Audi rechnet sich noch nicht?
HERE hat für uns vor allem strategische Bedeutung. Und natürlich ist es auch ein interessantes Investment.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wann fließt dann das erste Geld an Audi zurück?
Ist es bereits, durch den Einstieg neuer Partner. Intel ist dazugekommen, und es gibt weitere Interessenten. Es war immer das Ziel, neben den drei OEMs zusätzliche Investoren an Bord zu holen, sprich Anteile abzugeben und nur einen bestimmten Grundteil zu behalten. HERE ist eine offene Plattform und wird das auch in Zukunft bleiben.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie schaffen via HERE einen Branchenstandard?
Wir sind immer noch offen für weitere Shareholder, um viele Branchen zu erreichen. Technisch soll HERE möglichst standardisierte Lösungen für alle Kunden anbieten, damit nicht jeder seine eigene Lösung entwickeln muss.
AUTOMOBIL PRODUKTION: In einem weiteren Konsortium kümmern Sie sich mit Partnern um die Ladeinfrastruktur. Wie läuft es denn dort?
Wir sind mit dem operativen Start auf der Zielgeraden. Und wir gehen davon aus, dass wir noch dieses Jahr mit dem Aufbau erster Ladestationen beginnen. Neben Audi und Porsche als Marken des Volkswagen Konzerns arbeiten hier Daimler, BMW und Ford zusammen am Aufbau einer öffentlichen Schnellladeinfrastruktur entlang wichtiger europäischer Fernverkehrsachsen. Wir wollen Ladezeiten von der Dauer einer Kaffeepause ermöglichen. So wird E-Mobilität langstreckentauglich.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Behalten Sie bei so vielen Kooperationen den Überblick?
Ich denke, solche Kooperationen sind sinnvoll für Lösungen, die alle benötigen. Der Einmalaufwand, den sonst jeder einzeln tätigen müsste, wäre ansonsten so astronomisch hoch, dass es nicht wirtschaftlich wäre. Vorstellbar wären künftig auch Kooperationen bei der Digitalisierung.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Durch die vielen Kooperationen müssten Sie Entwicklungsinvestments einsparen und Ihr Budget müsste kleiner werden. Entweder pro Fahrzeug oder auch insgesamt. Korrekt?
Unser Beschaffungsbudget hängt ganz klar davon ab, wie hoch die Materialkosten der Modelle sind, aber auch davon, wie viele Autos wir produzieren. Bleiben wir mal bei den Materialkosten: Wenn wir Batteriefahrzeuge anbieten, wird unser Beschaffungsvolumen größer, schon wegen der verhältnismäßig teuren Batteriezellen. Ein steigendes Absatzvolumen bedeutet natürlich auch, dass unser Beschaffungsvolumen steigt. Was sinkt, das sind die Einzelkosten pro Auto, je mehr wir von einem Modell bauen und verkaufen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viel Prozent von den 50 Milliarden Einkaufsvolumen für BEVs, die Matthias Müller für den Konzern auf der IAA verkündete, gehören Audi?
Ich will das hier jetzt nicht in seine Einzelteile zerlegen, da wir im Einkauf über alle Marken hinweg sehr eng zusammenarbeiten. Tatsache ist, dass diese 50 Milliarden eine echte Ansage sind. Wir haben die Zellen für unseren Audi e-tron auf jeden Fall schon eingekauft.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Welchen Zulieferer haben Sie ausgewählt?
LG und Samsung.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie splitten den Auftrag?
Ganz genau.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Splitten Sie zwischen den zwei Marken Porsche und Audi oder setzen Sie beide auf beide?
Ich kann hier nur für Audi sprechen. Wir haben immer beide Lieferanten im Blick. So sichern wir uns Knowhow, wenn es technologische Fortschritte gibt.