Hubert Waltl, Audi
(Bild: Audi)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viel billiger ist denn diese modulare Produktion?
Das kann ich Ihnen heute noch nicht sagen, wir befinden uns ja im Entwicklungsstadium. Um schneller voran zu kommen, haben wir uns an einem Start-up-Unternehmen beteiligt, das sich exakt mit diesem Thema beschäftigt.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Verraten Sie mir den Namen?
Das Unternehmen heißt arculus und sitzt in Ingolstadt. Ein ehemaliger Audianer ist Geschäftsführer und entwickelt für Audi diese intelligente Navigationssoftware.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wenn Sie die modulare Montage zunächst in Kleinserien testen, dann wäre doch die Produktion des Lamborghini Urus ein neues Testfeld.
Wir arbeiten an Zwischenschritten: zuerst in Vormontage-Bereichen und bei den Motoren.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Also nicht im Umfeld des Urus?
Wir wollen die Spannung an dieser Stelle aufrecht erhalten.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welchen Vorteil hat denn die Inselfertigung für die Montagearbeiter? Ist der nun vom Takt entkoppelt?
Ja, in der Inselfertigung arbeiten die Mitarbeiter nicht mehr am Fließband in einem genauen definierten Bandabschnitt, sondern taktungebunden. Sie bewegen sich also auch nicht mehr mit dem Band und brauchen keine Wege mehr zurückgehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Könnte man auch mutmaßen, dass es für Robotertätigkeiten günstiger ist, wenn sich die Produktion vom Band verabschiedet?
Ja, natürlich. Die modulare Fertigung wird ganz andere Freiheitsgrade ermöglichen, auch beim Einsatz von Robotern und Handlingsgeräten.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viel Zukunftsmusik ist das?
Wir arbeiten uns in der Entwicklungsphase schrittweise voran. Ich sage nicht, dass es morgen bei Audi kein Fließband mehr geben wird. Aber wir sehen darin eine Option, wie sich die Fabrik der Zukunft neu gestalten lässt – eine Smart Factory, in der der Mensch nach wie vor im Mittelpunkt stehen wird.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Unter Ihren Ideen zur Verbesserung der Logistik im Werk ist der Einsatz von Drohnen für den Transport von Kleinteilen innerhalb des Werks. Wie soll das gehen?
Unser Ziel ist es, frühzeitig Erfahrung mit der Drohnen-Technologie zu sammeln, um künftig schneller disruptive Änderungen im Logistikprozess umzusetzen. Mit der Drohne können wir die dritte Dimension erschließen und so die heutige flurgebundene Infrastruktur entlasten. Darum testen wir derzeit Transportdrohnen für den automatisierten Teiletransport eilig benötigter Bauteile. Diese Testflüge sind natürlich mit großen technischen Herausforderungen verbunden. Denn in den Werkhallen gelten strenge Sicherheitsregeln und jeder Bereich stellt unterschiedliche Anforderungen an die Anlieferung aus der Luft.


AUTOMOBIL PRODUKTION: An welchen Zeithorizont denken Sie?
Wie gesagt, wir beschäftigen uns intensiv mit dieser Technologie und probieren vieles aus. Wir haben aber noch keinen konkreten Zeitpunkt definiert, zu dem die erste Drohne fester Bestandteil in der Serienfertigung bei Audi sein wird.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viel Digitalisierung steckt in der Produktion des nächsten Audi A8?
Wir sind dabei, alle neuen Prozesse und jede vielversprechende Idee, die wir haben, schnellstmöglich umzusetzen. Wenn wir uns in Mexiko wertvolles Know-how erarbeiten, dann geben die Kollegen ihre Erfahrungen natürlich an die anderen Standorte wie Neckarsulm oder Ingolstadt weiter. Dieser Wissenstransfer ist wichtig – so geht keine Idee verloren, die Mitarbeiter sind stolz, wenn Audianer auch anderswo auf der Welt ihre Erfindung umsetzen, und sie spornen sich gegenseitig an.


AUTOMOBIL PRODUKTION: Was werden Sie in der Produktion des neuen A8 anders machen?
Jedes neue Modell bringt gewisse neue Fertigungsprozesse mit sich. Das wird auch bei der Produktion unseres künftigen Topmodells der Fall sein. Soviel kann ich schon jetzt verraten: Alle Bereiche – vom Werkzeugbau, über Presswerk und Karosseriebau bis hin zu Lackiererei und Montage werden stärker vernetzt sein als bisher. Die zunehmende Digitalisierung wird also auch in der neuen A8-Fertigung deutlich erkennbar sein.

Modulare Montage bei Audi

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