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„Wir dürfen uns nichts vormachen: Die nächsten Jahre werden schwer werden“, sagte VW-Markenvertriebsvorstand Jürgen Stackmann. Aussichtsreichstes Gegenmittel: mehr Effizienz, mehr Produktivität. (Bild: VW)

Deutschlands Autobranche zeigt sich angesichts der starken öffentlichen Kritik demonstrativ einsichtig, sieht aber auch keinen Grund für große Kurskorrekturen. Wir haben verstanden und wir machen ja auch, aber ganz so einfach sei die Sache eben doch auch nicht, machten Spitzenvertreter der Konzerne am Mittwoch (9. Oktober 2019) beim Branchengipfel des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) in Nürtingen bei Stuttgart sinngemäß deutlich. Und gaben zugleich offen zu: Wie die Zukunft denn nun am Ende genau aussehen wird, wissen wir heute auch noch nicht.

IfA-Chef Stefan Reindl hatte die Frage nach den Zukunftskonzepten der Konzerne in den Mittelpunkt der Tagung mit mehr als 600 Gästen gestellt. Sind Elektroautos, vernetzte Mobilität und autonomes Fahren tatsächlich in der Lage, die Zukunft einer Branche zu sichern, der zudem zunehmend Skepsis entgegenschlage?

„Die Stimmung ist differenziert“, hielt Daimler-Vorstandschef Ola Källenius entgegen. Die Debatte hierzulande müsse man sehr ernst nehmen und tue das auch. „CO2 müssen wir angehen. Das müssen wir nicht diskutieren, wir müssen es angehen“, sagte Källenius. Daimler will die Mercedes-Neuwagenflotte bis 2039 CO2-neutral machen, die Werke zumindest in Europa sollen das schon 2022 sein. Danach werde der Rest der Welt in Angriff genommen. Umsonst sei das alles aber nun eben auch nicht, betonte der Vorstandschef. Im Gegenteil: Die Kosten dafür seien hoch, und das wiederum sorge wieder für Unsicherheit.

Debatten über mögliche Verbote von Sportgeländewagen (SUV) oder andere Beschränkungen für große Autos hält Källenius für den falschen Weg. „Einschränkungen, Beschränkungen oder Vorgaben, was der Kunde wünschen sollte, sind nicht richtig“, betonte er. „Vorgaben für die Nachhaltigkeit sind richtig - und da müssen wir ran.“ Die große Aufgabe sei, Fahrzeuge in allen Segmenten nachhaltig zu machen, vom Zweisitzer bis zum Sattelzug. In China etwa zeige sich ein anderes Bild als hier. Dort seien siebensitzige SUVs selbst in den Millionenstädten derzeit das beliebteste Fahrzeugformat.

„Mehr Effizienz, mehr Produktivität“

BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer stellte die These auf, dass eine klimaneutrale Wirtschaft künftig die Voraussetzung für ein langfristiges Bestehen jedes Unternehmens sei. Zugleich warnte aber auch er davor, einzelne Aspekte isoliert zu betrachten. Tausende Ingenieure seien bei BMW mit der Entwicklung von Verbrennern und besonders auch Diesel-Motoren beschäftigt. „Wir können nicht einfach wegwischen, dass wir bei uns viele Mitarbeiter haben, die wahnsinnig viel Angst haben, was mit ihnen persönlich passiert“, sagte er.

Um die enormen Entwicklungskosten für das autonome Fahren nicht allein tragen zu müssen, arbeiten die Konkurrenten Daimler und BMW auf diesem Feld seit einiger Zeit zusammen. Ihre Mobilitätsdienste haben sie schon komplett zusammengelegt. „Auch das ist ein Zeichen der Transformation in der Automobilindustrie“, sagte Källenius.

Was den Umbruch zusätzlich erschwere, sei die unsichere Lage in der Welt, sagte IfA-Chef Reindl. Schwächelnde Märkte, Zolldrohungen, Brexit - das seien „Schlüsselentscheidungen“ für die Branche. „Für uns ist das brutal, was da gerade passiert“, sagte BMW-Vorstand Schwarzenbauer. „Es gab immer Gegenwind. Aber es gab immer auch Möglichkeiten des Ausgleichs.“ Im Moment aber sei die Unruhe ein weltweites Phänomen. „Wir dürfen uns nichts vormachen: Die nächsten Jahre werden schwer werden“, sagte auch VW-Markenvertriebsvorstand Jürgen Stackmann. Aussichtsreichstes Gegenmittel: mehr Effizienz, mehr Produktivität.

Dass die Hersteller derzeit ausgesprochen vorsichtig agierten und alles auf den Prüfstand stellten, hält Reindl für die einzig richtige Option. Gleichwohl dürfe man nicht alles schlechtreden. „Wir stehen nicht unmittelbar vor dem Kollaps“, sagte er. Gerade werde eine Reihe wichtiger Entscheidungen getroffen. Ob die alle auch richtig seien, werde man allerdings wohl erst in einigen Jahren wissen.

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dpa