AUTOMOBIL PRODUKTION: Welches sind die Highlights, auf die Sie sich besonders freuen?
Wenn ich unser Programm anschaue, kann ich sagen: es wimmelt von Highlights. Eins der Themen, das mich aber besonders interessiert und das mich auch in meiner ganzen Berufstätigkeit ständig bewegt, ist die Frage: was macht der Kunde im Autor wenn er fährt, was macht er im Stau? Und: Wie lange verweilt er in diesem Auto? Dazu müssen wir den Kunden kennenlernen und ein entsprechendes Produkt entwickeln und liefern, mit dem er zufrieden ist. Ein guter Partner ist man dann, wenn man nicht nur die Wünsche des Kunden erfüllt, sondern auch Wünsche in ihm weckt, die er gar nicht definieren konnte. Wenn man dieses erreicht und den Kunden überrascht, hat man natürlich im Vermarkten des Produktes eine gute Ausgangsposition. Diese Thematik wird auf der Konferenz nicht zu kurz kommen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Bei Jambor Car Innovations befassen Sie sich unter anderem auch mit dem Thema Bionik. Was kann die Entwicklung von Interieur-Komponenten daraus lernen?
Bionik ist eine ganz wichtige Disziplin, weil wir sehr viel aus der Natur lernen können von Tieren und Pflanzen, die über Jahrtausende und manchmal über Millionen von Jahren existiert haben. Dass die Natur der Technik nichts zu sagen hat, wäre ignorant. Man muss sich in diese Thematik aber schon richtig hineinknien. Nicht jeder sieht im Augenblick die Notwendigkeit und nicht jede Firma investiert in diese Disziplin, zu drückend und hart ist  auch manchmal das Tagesgeschäft. Das investierte Geld muss rasch zurücklaufen. In der Bionik muss man einen gewissen Freiraum für Entwicklungen haben. Wer mit offenen Augen die Natur betrachtet, wird einige Lösungsansätze erkennen, die auch im Automobilbau verwendet werden können. Auch im Interieur. Mit Blick auf Leichtbau und Oberflächen. Interessant sind auch die Bewegungsabläufe bei Tieren. Diese sind ganz einfach elegant. Ein Ingenieur sollte die Prozesse in der Natur studieren und versuchen, sie zu verstehen. Und wenn er sie verstanden hat, kann er diese Prozesse leichter in seinen Arbeiten einbeziehen.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Automobilhersteller und Zulieferer müssen zunehmend global denken. Kann es das eine gute Fahrzeug-Interieur überhaupt geben, das für alle Märkte passt?
Ja und nein. Es gibt ein “Grund- Interieur“, welches beispielsweise für einen  großen/kleinen Fahrer ausgelegt ist und die Gesetze der unterschiedlichsten Länder erfüllt. Das ist schwierig, aber machbar, wie die großen Fahrzeughersteller zeigen, die ihre Produkte in viele Erdteile liefern. Nichts desto trotz hat natürlich jedes Land seine spezifischen Wünsche denen man  nachkommen muss, umso mehr, wenn es ein großer, wichtiger Markt, wie etwa China ist. Ein großes Auto zu haben ist in Asien, vielleicht mehr als wo anders, Prestige und ein Zeichen von Erfolg. Für europäische Hersteller ist es daher ganz wichtig, eine Langversion in diese Länder zu exportieren oder gleich dort herzustellen. Der Kunde, Selbstfahrer oder nicht, fordert Ablagefächer. Bekannt ist hierbei das Thema Kleenex-Tücher. Sie legen besonderen Wert auf saubere Luft im Interieur, die auch gut riechen soll, dazu liefert man ihnen Systeme, die die Luft reinigen und parfümieren. Sie lieben das Spiel mit der Innenraum-Beleuchtung in verschiedenen wechselnden Farben und ein Glasdach mit variabler Transparenz, das bei Bedarf den Innenraum mit diffusem, weichem Licht durchflutet. Und sie legen Wert auf große fernsehtaugliche Displays, die einen langen Stau erträglich machen. Und dann kommt noch das Thema Schrift und Symbole, wobei bei Symbolen noch erschwerend hinzukommt, dass in China ein für uns klares Symbol genau das Gegenteil bedeuten kann. All dies gilt es zu berücksichtigen bei länderspezifischen Interieurs. Wir dürfen dies nicht als Launen einzelner Kunden ansehen, sondern als Dinge, die dieser Markt wünscht und fordert.

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