BMW X5
Störfrequenz: Der neue X5 kommt im November in den Verkauf. Sein Erfolg hängt auch an handelspolitischen Aspekten. (Bild: Bernhard Limberger/BMW)

Künftig stehen alle in Spartanburg gebauten Modelle auf dieser Architektur, auch der kommende X7. Dabei gibt es für die kompakten X3 und X4 eine Art abgespeckte Variante, das sogenannte Basic-Cluster, alles darüber baut auf dem High-Cluster. Beiden Varianten gemein ist, dass sowohl Verbrenner wie elektrifizierte Antriebe verbaut werden können. Produktionstechnisch nicht darstellbar sind reine Elektrofahrzeuge: „So weit“, sagt Kistler, „werden wir in der nächsten Generation sein.“ Was sehr wohl auf den Produktionsplan im nordamerikanischen Werk steht, sind Plug-in-Hybride.

Den Anfang unter der neuen Generation der Plug-in-Hybride in Spartanburg macht der X5 PHEV, der etwa ein Jahr nach den jetzt vorgestellten Verbrennermodellen im Herbst 2019 in den Verkauf kommt, und zwar mit einer im Vergleich zum aktuellen Modell nahezu verdoppelten rein elektrischen Reichweite von 80 Kilometern. Damit dürfte der X5 der Vorreiter einer Elektrifizierungswelle der im US-Werk gebauten X-Modelle werden. Kistler gibt sich zu diesem Punkt zugeknöpft und belässt es bei einem augenzwinkernden „schaun wir mal“. Die Spatzen pfeifen es aber längst von den Dächern: Bereits 2019 könnte auch der X3 den neuen Plug-in-Hybrid bekommen. Wann welche weiteren X-Modelle auch als PHEV angeboten werden, hänge von der Entwicklung der Nachfrage ab. Die Basis in der Fertigung ist geschaffen.

Beim Thema Markentwicklung zuckt aber auch BMW-Schlachtross Kistler kurz zusammen. Denn weniger denn je hängt der weitere Erfolg des X5 von der Überzeugungskraft der neuen Generation und den produktionstechnischen Möglichkeiten ab. Eine entscheidende Rolle fällt der Politik zu. Dabei hat das Problem einen Namen: Donald Trump. Seit der US-Präsident in die Rolle des globalen Handelskriegers geschlüpft ist, herrscht Unruhe nicht nur in der BMW-Welt. Vor allem das Verhältnis zu China gilt als industriepolitisch hoch explosiv. Denn was bis vor kurzem als großer produktionstechnischer Coup der Münchner gefeiert wurde, entwickelt sich jetzt zum Risikofaktor: dass man die SUV-Fertigung in Spartanburg in den USA gebündelt hat. Dort gehen alle SUVs der Marke mit dem Propeller vom Band, als volumenstärkstes Modell der X5. 30 Prozent der X5-Produktion verbleiben in Nordamerika, 70 Prozent gehen in den Export, die meisten werden von hier nach China verfrachtet. Bereits nach der ersten Runde aus Straf- und Vergeltungszöllen zwischen den USA und China im Frühsommer folgte die Ankündigung mehrerer Autobauer – unter diesen auch BMW – die Preise für Import-Fahrzeuge aus USA nach China zu erhöhen. Inzwischen hinterlässt der Krieg der Wirtschaftsmächte tiefe Furchen in den Bilanzen der Hersteller. So brachen laut dem Analyseunternehmen S&P Global im Juli die China-Importe der US-Hersteller um nahezu 40 Prozent ein.

BMW-X5-Projektleiter Johann Kistler
Sein Lächeln fiele noch gelassener aus, wäre da nicht der Handelskrieg zwischen USA und China: X5-Projektleiter Johann Kistler. (Bild: Bernhard Limberger/BMW)

Übertragbar auf die Situation von BMW ist das nicht. Im Gegenteil: Der Absatz von BMW stieg im August sogar um 12,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Zur Beruhigung taugt die Zahl aber kaum: „Das Thema bereitet und große Sorgen“, bekennt Kistler. Vor allem, da sich die Tonalität zwischen USA und China weiter verschärft hat. Längst prüft man bei BMW alle Alternativen, wirklich alle. So erwägt man in München offenbar sogar, ob man die SKD-Werke in Russland, Ägypten und Thailand für die X5-Fertigung nutzen kann. „Wir haben Flexibilitäten in unserem Produktionsnetzwerk“, sagt Kistler dazu nur trocken. Noch keine Option scheint zu sein, mit dem X5 den Weg des X3 zu gehen und den Premium-SUV direkt in China zu bauen.

Offen thematisiert man das bei BMW nicht. Der Autobauer möchte unbedingt vermeiden, dass bei Donald Trump auch nur ansatzweise der Eindruck entstehen könnte, der deutsche Autobauer würde mit der Verlagerung von Produktion aus Spartanburg drohen. Was das beim Präsidenten mit dem nervösen Twitter-Finger auslösen kann, bekommt gerade Harley-Davidson zu spüren. Da würde dann auch der Verweis nichts nützen, dass BMW in Umstellung auf den neuen X5 und die Installation der neuen Architektur eine Milliarde US-Dollar investiert hat.

Sie möchten gerne weiterlesen?