Glücklich, wer sich dieser Tage als traditionsreiches Zulieferunternehmen zwar auf seine Wurzeln besinnen, andererseits aber auch von sich behaupten darf, das rechte Maß an Flexibilität im Markt zu haben. Einmal mehr zeigt ein deutscher Zulieferer mit langem Stammbaum, wie Kontinuität mit Offenheit für Neues harmoniert und daraus Erfolge erwachsen können.
Freilich ist es auch für die Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG, wie die exakte Firmenbezeichnung des international tätigen Automobilzulieferers lautet, vor allem die starke Nachfrage nach Premiumfahrzeugen in Nordamerika und China, die jüngst zu einem erneuten Wachstum beigetragen hat: 2012 konnte das Familienunternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Coburg und seinen weltweit 59 Standorten das Geschäftsvolumen um satte elf Prozent auf 4,5 Milliarden Euro steigern. Für aktuelle Erfolge sowie eine gesunde Zukunftsperspektive bedarf es jedoch auch eines "guten Händchens" bei der Wahl der Produkte. Hier scheint man sich im operativen Management unter dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Brose Unternehmensgruppe, Jürgen Otto, wie auch in der Gesellschafterversammlung unter Vorsitz des langjährigen Leiters des damaligen Metallwerks Max Brose & Co., Michael Stoschek, einig: Einer guten Kombination aus Mechanik und Elektronik gehört die Zukunft.
In nachgefragten Modellen vertreten
So bietet Brose im aktuellen Portfolio mit mechatronischen Systemen und Elektromotoren jene – modular aufgebauten – Komponenten, die den OEMs bei ihrer Differenzierung im Markt behilflich sind und freilich eines der größten Wachstumsfelder in der Branche repräsentieren. Brose gliedert sich dafür in die Geschäftsbereiche Türsysteme, Sitzsysteme sowie Motoren. Vom eingangs erwähnten Zuwachs profitierten am deutlichsten die Bereiche Sitzsysteme – plus 20 Prozent – und Elektromotoren (plus 14 Prozent). Besonders nachgefragt werden elektronisch kommutierte Antriebe für Lenksysteme und Doppelkupplungsgetriebe, Leichtbau-Sitzsysteme und hochintegrierte Türsysteme. CEO Jürgen Otto erläutert: "Insgesamt profitieren wir davon, dass immer mehr Elektrik und Elektronik in den Fahrzeugen zum Einsatz kommen und wir in stark nachgefragten Modellen mit hohen Lieferumfängen vertreten sind."
Das Wachstum bei Motoren rührt vom Trend zur Elektrifizierung der Nebenaggregate. Doch auch die neun Prozent Zuwachs im größten Brose-Geschäftsbereich Türsysteme aus 2012 können sich sehen lassen: Mit einem Marktanteil von 33 Prozent konnte das Unternehmen 2012 seine führende Position ausbauen. Ein junges und besonderes Highlight ist für Otto dabei der berührungslose Heckklappenantrieb – Handsfree Access –, bei dem eine Fußbewegung unter dem hinteren Stoßfänger des Fahrzeugs ausreicht, damit sich die Heckklappe öffnet oder schließt.
Keine schlechten Perspektiven für das Unternehmen. Und die Herausforderungen sind fokussiert. CEO Jürgen Otto gibt die Marschrichtung vor: "Ziel ist es, unser geplantes Wachstum zu bewältigen, ohne dabei unsere Grundfesten in Sachen Qualität, Innovation und Zuverlässigkeit zu gefährden. Außerdem ist es unsere Absicht, die Unternehmensentwicklung so zu gestalten, dass wir die Investitionen weiterhin aus eigener Kraft stemmen können. Die größte Herausforderung besteht darin, unser neu eingestelltes Personal weltweit auf das Kompetenz- und Leistungsniveau zu bringen, das unsere Kunden gewohnt sind." Beitragen könnte dazu auch die gute Aufstellung etwa im Bereich Sitze, um den Trend zu Plattformstrategien der OEMs bedienen zu können. Das rechte Maß – in vielerlei Hinsicht – haben die Coburger bislang bewiesen.