Carcoustics kommt geräuschlos daher. Das Vermeiden beziehungsweise Dämpfen von Geräuschen ist nämlich ein Kerngeschäftsfeld des Mittelständlers. Darüber hinaus bieten die Rheinländer Kompetenzen im Bereich der Wärmetechnik (Thermodynamik) an und sorgen dank des optimalen Materialeinsatzes für die richtigen Temperaturen im Automobil.
Das beherrschen die Experten offenbar so gut, dass das Unternehmen mit Zentrale im rheinischen Leverkusen von seinen Kunden für die Qualität mehrfach ausgezeichnet wurde. Volumenhersteller Ford beispielsweise verlieh dem Unternehmen, das aus der Firma Illbruck hervorging, erst im Sommer – bezogen auf den Standort in Querétaro, Mexiko – einen Q1-Award. Diese Anerkennung zeigt, dass sich Carcoustics in der Automobilindustrie fest etabliert hat. Zwischenzeitlich generiert das Unternehmen rund 90 Prozent seines Umsatzes in der Branche. Peter Schwibinger, seit knapp zehn Jahren CEO von Carcoustics, ist darum auch sicher: "Wir werden auch 2015 im einstelligen Prozentbereich wachsen."
Dazu soll auch die Expansion im NAFTA-Raum sowie im riesigen Markt China beitragen und dadurch die Abhängigkeit von Europa, dem bislang größten Markt, entzerren. "In Querétaro, Mexiko, haben wir im Dezember 2014 eine weitere Anlage für Polyurethan-Formschaumteile in Betrieb genommen. Doch auch in China werden wir ab 2017 eine weitere Fertigung – wahrscheinlich im Norden – aufbauen", so Schwibinger.
China und NAFTA wachsen
Das dortige Carcoustics Werk befindet sich in Langfang, zirka eine Autostunde von Beijing entfernt. Ganz in der Nähe von Daimler, die den langjährigen Lieferanten ebenfalls mit einem Supplier Award auszeichneten. Das Vertrauen in die Rheinländer wurde auch mit dem Zuschlag für das Motorraumpaket (nach Unternehmensangaben umfasst das die Abdämpfung der Motorhaube, des Getriebetunnels und die Stirn- und Trennwände) für die neue C-Klasse noch einmal klar dokumentiert.
Permanente Forschung ist Gesetz
Darüber hinaus gehören zu den Lösungskompetenzen von Carcoustics beispielsweise die Erforschung und der Einsatz von flexiblen Materialien wie Schäumen und Folien, um unter anderem das Gewicht für Versteifungen zu reduzieren. "Das ist eine permanente Entwicklungsaufgabe", sagt Carcoustics-Chef Schwibinger. Ein Treiber für das Geschäft sind für ihn die alternativen Antriebe. "Sie sind ein profitables Aufgabenfeld. Vor allem bei den Hybrid-Fahrzeugen ist die Anforderung im akustischen Bereich sehr anspruchsvoll. Der Fahrer nimmt zum Beispiel störende Geräusche viel mehr wahr." Doch auch reine Elektroantriebe erfordern beispielsweise bei der Batterie-Wärmedämmung Lösungen, die Carcoustics gerne liefern würde.
Auch die Herausforderungen durch die immer strenger werdenden Umweltvorschriften beflügeln das Geschäft mit leichtgewichtigen und trotzdem stabilisierenden Materialien. Hilfreich sind bei der Effizienz auch neue Technologien wie der 3D-Druck. "Diese Technologie ermöglicht schon heute die Herstellung von seriennahen Prototypen im Labor oder aber Kleinserien", sagt Schwibinger. Reif für die Massenproduktion ist für ihn allerdings diese Technologie heute noch nicht.
Solider Investor lässt Luft zum Atmen
Carcoustics auch mal Nein, wenn der Kunde denn doch zu rigide Preisvorgaben durchsetzen will.
Das kann und will man sich bei Carcoustics leisten. Denn dank zweier finanzstarker und langfristig agierender Shareholder, den holländischen Pensionsfonds AGP und PGGM, bewegt sich Carcoustics in einem soliden Umfeld. Daher schließt man auch weitere Expansionen durch mögliche Firmenakquisitionen langfristig nicht aus.