Das Unternehmen, das die schwächelnde Antriebssparte im kommenden Jahr abspalten will, hat schwierige Monate hinter sich. Die bevorstehende Zeit dürfte kaum weniger heikel werden: In der Belegschaft sorgen Pläne zur Neuausrichtung der Geschäftsfelder für Unsicherheit. Für etliche Mitarbeiter bedeutet dies laut Conti "Veränderungen" - um Stellenstreichungen dürften die Hannoveraner nicht herumkommen. Zugleich werden aber auch neue Jobs geschaffen.
Bis 2023 könnte der Umbau weltweit 15.000 Arbeitsplätze betreffen, 5.000 davon in Deutschland - bis zum Jahr 2029 sogar 20.000 insgesamt und 7.000 hierzulande. Vorstandschef Elmar Degenhart hatte erklärt, dass Kündigungen dabei nicht auszuschließen seien - jedoch nur als "allerletztes Mittel". Die IG Metall kündigte an, um jeden Job zu kämpfen. Conti will über Einsparungen die jährlichen Bruttokosten um mindestens 500 Millionen Euro senken. In zukunftsträchtigen Bereichen wie der Software-Entwicklung sollen dagegen Stellen hinzu kommen.
Die gesamte Auto- und Zulieferbranche steckt in einem tiefen Umbruch. Die Nachfrage nach Technik für Verbrennungsmotoren und Hydraulik dürfte absehbar sinken, gleichzeitig steigt der Bedarf an Komponenten für E-Antriebe, Vernetzung und Elektronik. In den ersten neun Monaten führte die neue Strategie bei Continental schon zu Rückstellungen von 97 Millionen Euro, weitere Kosten werden erwartet. Aber auch die allgemein schwächere Autokonjunktur macht dem Konzern zu schaffen - ähnlich wie dem großen Rivalen Bosch und den Autoherstellern selbst.
Der Wandel in der Autoindustrie schlug sich auch bereits in einer hohen Wertminderung nieder: Im Oktober musste Conti 2,5 Milliarden Euro an Abschreibungen in die Bücher nehmen, weil übernommene Anteile von Firmen aus der Zeit vor 2008 nachträglich nicht so hoch bewertet werden können wie zuerst angenommen. Der Konzern rechnet nicht damit, dass die globale Pkw-Produktion in den kommenden fünf Jahren deutlich anzieht - und rutscht im Gesamtjahr 2019 wohl in die roten Zahlen.
In diesem Klima mag der Vorstand auch die Antriebssparte nicht auf konventionelle Art an die Börse bringen, der erzielbare Preis gilt als zu unsicher. Bei der Ausgliederung sollen die eigenen Aktionäre die Papiere des Vitesco genannten Unternehmens ins Depot bekommen. Die Hauptversammlung muss im kommenden Frühjahr noch zustimmen.