Ola Källenius, Entwicklungschef Daimler bei einer Präsentation.

Ola Källenius, Entwicklungschef Daimler: "Das Silodenken ist aufgelöst. Der Produktgestaltungsauftrag geht weit über vier Räder, Motoren und Blech außenherum hinaus." (Bild: Daimler AG)

Mit einer großen Warmlaufrunde hat sich Ola Kaellenius erst gar nicht aufgehalten und die 100-Tage-Schonzeit, die man Neulingen im Amt üblicherweise zugesteht, wären mit Blick auf die Top-Positionen, die der 47jährige Manager im Daimler-Kosmos bereits inne hatte, seit er 1993 über ein Traineeprogramm für Nachwuchsmanager zu den Stuttgartern kam, auch albern gewesen. Also sah seine erste Arbeitswoche als Entwicklungsvorstand der Daimler AG so aus: 1. Januar offiziell erster Arbeitstag. Am 4. Januar talkte Källenius auf der CES in Las Vegas öffentlich mit dem renommierten Mediziner David Agus über die Bedeutung der Digitalisierung für die Gesundheit des Fahrers, ein paar Tage später auf der Detroit Autoshow über das besondere Performance-Erlebnis im neuen E-Klasse Coupé.

Die Reihenfolge der ersten öffentlichen Auftritte war dem Diktat des Terminkalenders geschuldet, der nun mal die Zusammenkunft der digitalen Hipster vor das Treffen der Benzinblütler inMotown gestellt hat. Dennoch ist die Abfolge der Auftritte mehr als nur ein Fingerzeig darauf, wie Källenius seine Rolle als Entwicklungschef auzugestalten.

Schon während seiner Zeit als Vertriebschef der Marke Mercedes-Benz und seit 1. Januar 2015 der Daimler AG war der eloquente Schwede einer der wichtigsten Mitstreiter von Konzernchef Dieter Zetsche, den Konzern zum Technologieunternehmen mit integrierter Autosparte umzubauen. Källenius war treibende Kraft hinter dem Aufbau der digitalen Kundenplattform „Drive Me“. Zudem hat er beim laufenden Change-Prozess im Handel, der auch das Aus für zahlreiche der konzerneigenen Autohäuser bedeutete, sein Talent unterstrichen, sowohl konsequent im Handeln wie sozialverträglich um Umgang zu agieren. Nicht zu vergessen: Durch seine jugendliche Aura ist der Schwede so etwas wie der Coverboy des digitalen Wandels. Wichtiger als die Äußerlichkeit: Kaum stand Anfang 2016 Källenius' Wechsel ins Entwicklungsressort fest, machte er sich daran, zusammen mit seinem Vorgänger als Entwicklungschef, Thomas Weber, der beim Pariser Autosalon im Herbst 2016 ausgerollten neuen Strategie CASE den Feinschliff zu verpassen. C steht für Connected, A für autonomes Fahren, S für neue Car-Sharing Modelle und E für Elektromobilität. Jeder der vier definierten Felder, deren Zukunft bereits begonnen hat, habe das Zeug „unsere Branche auf den Kopf zu stellen“ so Konzernboss Dieter Zetsche. Daimler hat ganz klar einen Führungsanspruch in allen vier Feldern formuliert, der Anfang ist gemacht. Mit „Mercedes Me“ steht der digitale Knotenpunkt, der einerseits den Kunden per App, Website oder direkt im Auto Zugang zu einem umfassenden und personalisierten Dienstleistungsangebot gibt und andererseits den Weg öffnet, neue Serviceangebote zu etablieren. Das reicht von der Erkennung freier Parklücken bis hin zum immer stärker ins Zentrum rückende Thema, fahrzeugspezifische Neuerungen digital aufzuspielen.

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