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Källenius hat mit einer Fülle von Problemen zu kämpfen: So muss Daimler Milliarden für seine Diesel-Altlasten zurückstellen, während zugleich der Hochlauf der Elektroauto-Produktion und die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren gewaltige Summen verschlingen. (Bild: Daimler)

Mit einer rigiden Schlankheitskur will der neue Daimler Chef Ola Källenius den Autobauer auf die Zukunft ausrichten und wieder auf mehr Profit trimmen. Wie sein Plan aussieht, hat der Schwede bisher allerdings nur grob skizziert und Details weitgehend für sich behalten. Das soll sich nun ändern. Bei einer Investorenkonferenz in London legt Källenius am Donnerstag (14. November 2019) seine Strategie für die kommenden Jahre vor. Insbesondere für die Frage, ob dem Stuttgarter Konzern wie geplant im großen Stil der Einstieg in die Elektromobilität gelingt, dürften die Weichenstellungen von großer Bedeutung sein.

Fraglich ist, was der seit Mai amtierende Källenius und sein ebenfalls neuer Finanzchef Harald Wilhelm bei der Gelegenheit zu ihrem angekündigten Sparprogramm verraten. Hierzu hatte der Betriebsrat vergangene Woche erste Details öffentlich gemacht - zum Beispiel, dass der Vorstandsvorsitzende etwa jede zehnte Stelle im Management streichen oder Lohnerhöhungen aussetzen will.

"Wir sehen als Gesamtbetriebsrat durchaus die finanziell schwierige Situation sowie die Notwendigkeit von umsichtigen Maßnahmen, aber: Ihr dürft nicht für juristische Streitigkeiten oder Qualitätsprobleme von Zulieferern zur Kasse gebeten werden!", schrieb ein verärgerter Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht an die Mitarbeiter. Daimler selbst hat sich auch dazu bislang bedeckt gehalten.

Källenius hat mit einer Fülle von Problemen zu kämpfen, die dem Autobauer 2018 - noch zu Zeiten von Dieter Zetsche - erst einen herben Gewinneinbruch beschert und ihn dann Mitte dieses Jahres gar zeitweilig in die roten Zahlen gedrückt haben. So muss Daimler Milliarden für seine Diesel-Altlasten zurückstellen, während zugleich der Hochlauf der Elektroauto-Produktion und die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren gewaltige Summen verschlingen. Dazu kamen Produktionsprobleme und ein schwächelnder Absatz, der erst vor wenigen Monaten langsam wieder auf Touren kam.

Zuletzt lief es wieder deutlich besser, Euphorie wollte der Vorstandschef aber nicht aufkommen lassen. "Um die Transformation in den nächsten Jahren zu meistern, müssen wir die Anstrengungen allerdings noch erheblich steigern: Wir müssen unsere Kosten deutlich reduzieren und den Cash Flow konsequent stärken", forderte Källenius bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal.

Daimlers teurer Variantenreichtum

Gespart werden, so viel ist immerhin schon klar, soll überall und auch bei vermeintlich kleinen Posten, die in Summe aber Millionen ausmachen können. "Wir haben bei den Beraterkosten im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent eingespart, bei den Reisekosten schon mehr als 30 Prozent", sagte Personalvorstand Wilfried Porth kürzlich der Deutschen Presse-Agentur.

Spekuliert wird zudem unter anderem darüber, dass Daimler den teuren Variantenreichtum bei seinen Modellen begrenzen könnte, um die Produktion effizienter zu machen. Offen ist auch, ob und in welchem Umfang Daimler künftig die Antriebe für seine Elektroautos selbst baut, wofür der Betriebsrat derzeit vehement kämpft. Unter der Marke EQ sollen bis Ende 2022 zehn reine Elektromodelle im Markt sein.

Betriebsbedingte Kündigungen hat Daimler bis Ende des kommenden Jahrzehnts ausgeschlossen, auch Abfindungsprogramme oder ähnliches soll es nicht geben - was nicht ausschließt, dass der Konzern zum Beispiel freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt. Punktuelle Ausscheidungsvereinbarungen für Beschäftigte im indirekten Bereich, also zum Beispiel in der Verwaltung, könne man durchaus auch diskutieren, betonte Gesamtbetriebsratschef Brecht. Solange diese und andere Punkte noch verhandelt werden, dürfte Källenius dazu am Donnerstag aber wohl nichts sagen.

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dpa